Sonntag, 13. November 2016

Krank (3)

Heute soll der Tag der OP sein! Vollgepackt mit Proviant, Bettwäsche, Waschutensilien, Teller, Besteck, einer Unterlage zum Schlafen für mich, Kissen, Decken und persönlichen Utensilien machen wir uns um 4 Uhr früh auf den Weg!
Dunkle Wolken  am Himmel und dazwischen Wetterleuchten!
Noch auf der Ruta 2 beginnt der Regen, es schüttet wie aus Kübeln, ein echtes, tropisches Gewitter!
Fast finde ich die Abzweigung zum Hospital nicht. Gudrun wird vors Portal gefahren, ich suche einen Parkplatz und werde beim Aussteigen bis auf die Knochen nass! Wir sehen auf der Liste am Eingang, dass Dr. Scavenius heute anwesend ist! Wir begeben uns in die Chirurgie, wie angegeben! Es warten schon einige Personen, andere liegen schlafend im Gang. Ich werde von einem Hustenanfall geschüttelt und fühle mich ganz und gar nicht gut.
Um 7 Uhr kommt ein junger Arzt und verkündet, dass heute keine freien Betten zur Verfügung stünden, und somit auch keine Operationen durchgeführt würden: "Es tut mir leid!"
Wir sind einem Nervenzusammenbruch nahe!
Gudrun erklärt ihm, wie dringend ihre OP wäre, zeigt ihm ihre Unterlagen und erhält die Handynummer von Dr. Scavenius. Sie ruft ihn an. Er sagt, er operiere nicht im Hospital nacional! Heute sei er um 12 Uhr in einer Klinik in Fernando dela Mora und am Samstag auch den ganzen Tag!
Wunderbar!
Was machen wir jetzt?
"Jetzt fahren wir nach Ypacarai ins Sanacoop und fragen da nach einer Privatklinik!" sagt Gudrun.
Gut, offensichtlich hat sich heute alles gegen uns verschworen!
Unterwegs ruft Romy, die zukünftige Schwiegermutter von Carlos, an und will wissen, wie es uns geht! Sie hört sich unser Desaster an, sagt, sie rufe uns wieder zurück!
In Ypacarai erhalten wir die Auskunft, dass ein Dr. Baruja eine Privatklinik gleich gegenüber unserem Fischladen leite. Wir fahren zum Fischladen, schauen uns um, sehen nichts von einer Privatklinik, aber da ruft Romy wieder an. Sie hat in der Zwischenzeit einen ihr bekannten Chirurgen kontaktiert. Er ist heute um 12 Uhr in Caacupe in der Klinik, wir sollen sie abholen und mit ihr hinfahren! Es ist jetzt 8 Uhr morgens und wir fahren nach Altos zu Romy! Hier gibts Kaffee und Plätzchen. Um 11 Uhr wollen wir losfahren, aber......ich hatte das Auto mit der Fernbedienung verschlossen, die macht jetzt keinen Wank! Kurzentschlossen öffne ich mit dem Schlüssel! Uiuiuiuiu...geht die Alarmanlage los und ist mit nichts zu beruhigen! Die Karre denkt, sie würde gestohlen! In Panik rufe ich unseren Freund, Stefan, an, er ist Automechaniker und eilt mir zu Hilfe! Die Batterie in der Fernbedienung muss ausgewechselt werden! Ok, jetzt gehts wieder, und wir können weiter fahren!  Vor der Klinik lade ich die Damen ab und will gleich umparken! Keinen Wank und keinen Ton gibt das Auto von sich! Ach du meine Güte, der Kontakt an der Batterie hat sich gelockert. Nun rufe ich unseren Mechaniker, Hector, an. Er hat ja unser Auto zuletzt repariert. Nach einer halben Stunde ist er da, befestigt den Kontakt und sagt, ich müsse nächste Woche in seinen Taller kommen, da würde er alles auswechseln. Er will nur etwas Benzingeld. Als er fertig ist, kommen auch die Damen zurück und haben----oh Wunder---- einen Termin für die OP am Montag, dem 14. November im Sanatorio San Sebastian in San Lorenzo um 15.00 Uhr. Das wird nicht gratis sein, sondern 12 Mio Gs kosten. Wir müssten am Vormittag schon da sein, denn ab 12.00 Uhr werden bereits Vorbereitungen für die OP gemacht!
Morgen ist es dann soweit!
Bitte alle Daumen drücken!

Krank (2)

Das im vorderen Post war also am Dienstag und Gudrun soll am Freiteg, den 11. November operiert werden. Da machen wir erst Mal eine Erholungspause und fahren nochmals ins Hospital Nacional am Donnerstag zur Allergologin und zur Blutgruppenbestimmung.
Da haben wir ja Zeit, im Centro Salud in Sanber den Arzt aufzusuchen, meines hartnäckigen Hustens wegen! Ich bekomme eine Röntgenaufnahme der Lunge verpasst! Die machen wir auch gleich am Donnerstag!
 Um 3 Uhr unchristlicher Zeit stehen wir auf, fahren um 4 Uhr los und sind um 4. 30 Uhr da. Jetzt weis ich auch, warum da so Sachen herumstehen auf dem Boden!

Die Leute kommen so früh, wie möglich, legen irgend einen Gegenstand auf den Boden vor der Anmeldung und setzen sich wartend auf eine Bank! Um 7 Uhr kommt das Personal und verteilt Nummern (turnos) der Reihe nach.
Wir sind mit der Ricoladose die Nummer 7!
Die Blutgruppenanalyse ist wieder um 12 Uhr abholbereit. Mein Röntgenbild geht schnell, und die Allergologieärztin nimmt sich viel Zeit für Gudrun. Wir sind fertig!
 Morgen  um 5 Uhr sind wir da!
Also machen wir uns gleich auf den Weg ins Centro Salud in Sanber!
 Oh Oh -Lungenentzündung! Die zwei Ärzte sind sich sicher! Ich kann auswählen, ob ich an fünf Tagen 2x oder an 8 tagen 1x herkommen will zur Infusion eines starken Antibiotika! Ich wähle 8 Tage 1x.
Sogleich wird mir eine lange Nadel in die rechte Hand gesteckt und gleich 2 Infusionen verabreicht. Die Nadel soll drinbleiben und wird verklebt!

Krank

Am 30. Oktober haben wir Besuch aus dem Chaco. Rosi und Klaus kommen mit Mo und Peter zum Raclette am Sonntag Mittag! Nach einem Toilettenbesuch fragt mich Gudrun diskret, ob die Lili was in die Toilettenschüssel geschüttet hätte, denn das Wasser da drin sei ganz rot! Ui, dann beim zweiten Mal das Gleiche. Das Wasser ist rot. Blut im Urin. "Morgen gehn wir gleich ins Centro Salud ", sage ich. Der Arzt dort schickt uns gleich zur Blutanalyse und Ultraschall nach Ypacarai ins Sanacoop. Am nächsten Tag wieder zum Arzt, der sieht sich die Sache an und schickt uns zum Urologen wieder nach Ypacarai. Nach längerer Wartezeit wird uns mitgeteilt, der Urologe sei nur morgens da, am Nachmittag sei er in Caacupe in der clinica cordillerana. Wir machen uns auf den Weg dorthin. Da das eine Privatklinik ist, kostet die Konsultation 90000 Gs. Er sagt Gudrun, ihr stünde eine grössere Operation bevor, die so schnell wie möglich gemacht werden müsse! Im Hospital nacional in Itaugua gibt er uns eine Mitteilung an den Urologen Ugarte mit und Rezepte für Computertomografie, Röntgenbild und Blutanalyse. Wir fahren sogleich hin, es ist schon Nachmittag. Natürlich ist da keiner da und erst nach längerem Nachfragen hat eine Receptionistin mit uns Erbarmen und sagt, wir müssten am nächsten Morgen ganz früh da sein, denn einen Termin bei den Ärzten gibt es nicht, man muss Nummern ziehen. Wer zuerst da ist, kommt auch zuerst dran!
Gut, am nächsten Tag sind wir um 5 Uhr da, warten bis um sieben für die Tomografie. "Sie müssen erst eine CD kaufen, señora!" Um die Ecke steht so ein Kerl und will uns gleich für 10000 Gs eine CD mit Schachtel verkaufen! Nein eine für 5000 Gs mit Hülle genügt. Wir geben die CD ab, da sagt doch diese Frau zu uns: "In 10 Tagen ist die CD fertig!" Ach du Sch......bis dahin kann ich tot sein! "Na gut, bis Mittwoch Morgen ist sie fertig!" Wir auch!!!! Dann machen wir die Blutanalyse und das Röntgenbild am Mittwoch!
Man glaubt es kaum, aber am Mittwoch Morgen ist die CD wirklich fertig. Gehn wir ins Laboratorio zur Blutanayse! Meine Güte, die ist vollgestopft mit Menschen aller Art. Es gibt nur noch einen freien Platz neben einem Mann mit Katheder, der sich tröpfchenweise auf den Boden entleert und einen Gestank verbreitet, dass ich es mit meinem, seit Wochen anhaltenden Husten, nicht aushalte!
Die Analyse sei ab 12 Uhr abholbereit, sagt die nette Señorita, die aus Erbarmen mit uns "urgente" auf den Zettel schreibt! Da können wir in der Zwischenzeit zum Röntgen. Das geht so zackig, dass es kaum zu glauben ist! Nun haben wir viel Zeit, begeben uns ins Auto und frühstücken erst Mal unsere Sandwiches, Bier und Wasser. Um 12 holen wir die Analyse und fahren nach Hause. So, wir haben jetzt alles beisammen und können beim Urologen einen OP-Termin ausmachen am nächsten Tag.
Wir denken,  sieben Uhr ist früh genug, um den Urologen zu konsultieren. "Nein der Dr. Ugarte ist heute nicht da! Wollen Sie zu einem andern Urologen?" Ja das wollen wir, denn schliesslich ist alles ganz dringend! Schon da fallen mir einige Gegenstände auf, die  auf dem Boden liegen! Ich schenke dem nicht weiter Beachtung, denn überall liegen Menschen und Sachen herum. Dazwischen kommen verschiedene Verkäuferinnen von Chipas, Sandwiches und Cocido vorbei. Alles ist voll wartender Leute. Ich schwöre, sollte ich nochmals in dieses Hospital müssen, werde ich einen Klappstuhl mitnehmen! Nach langer Wartezeit sind wir an der Reihe bei Dr. Ricardo Scavenius Benitez, einem Hünen von Mann in den Dreissigern. Er hört sich die Geschichte von Gudrun an, schiebt die CD in seinen PC und begutachtet alles, auch die Analysen, sehr lange und eingehend. Er sagt uns dann, dass man den Tumor schon früher hätte erkennen müssen, auf dem Bild von vor 10 Monaten, da war er noch klein, jetzt hat er einen Durchmesser von 6 cm . Er ist bösartig, und man müsse so schnell wie möglich die Niere herausnehmen. Die andere Niere sei vollkommen in Ordnung. Er schreibt uns einen Termin am 11. November auf. Wir müssen um 5 Uhr morgens dort sein, sollen uns aber vorher auf dem Büro der Administracion anmelden.
Das machen wir gleich!
 Ja- kommen sollen wir, aber es gäbe keine Sicherheit auf ein freies Bett!
Wieder ein Schlag ins Gesicht!