Freitag, 31. Mai 2013

Herbst

Uii ui, schon ist wieder eine ganz schön lange Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag. Der Herbst ist angebrochen, die Nächte werden empfindlich kalt, die Tagestemperaturen steigen so ungefähr auf 23°. Tagsüber weht ein kräftiger Wind und es regnet öfters. Natürlich ist unser Dach noch immer nicht fertig, wir sind ja in Paraguay.


..natürlich regnets überall rein!!.....


 Vor 2 Wochen wollten sie fertig sein, aber da kam eine Woche Regen dazwischen. Wie man weis, arbeitet bei Regen niemand in Paraguay. In  diesen Regentagen geniessen wir jeweils unsere Ruhe, froh darüber, wieder mal unbeobachtet zu frühstücken und unser normales Leben zu leben.  Rings um uns ist immer noch Chaos, besonders wenn es wieder mal reingeregnet hat, aber man gewöhnt sich daran. Kochen tun wir nur abends für Idefix, dann fahren wir zu Sommerlads zum Abendessen, wo wir mit guten Gesprächen den Abend verbringen. Gestern war Stefan Jonas da und hat ein grosses Stück Stahlblech auf unseren Kamin montiert, dass es nun nicht mehr in den Ofen regnen kann. Heute morgen hab ich den Schock meines Lebens gekriegt, als ich zusehen musste, wie die Arbeiter den oberen Teil der Glasfront entfernten. Ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen wurde das Täfer, woran die Scheibe fixiert war, weggesägt und anschliessend heruntergeholt. Ich konnte nicht zusehen, habe auch nichts klirren gehört, also ist es gut gegangen. Meine Güte, es ist sehr gewöhnungsbedürftig, wie sie da oben mit nackten Füssen wie Affen auf den Balken herumturnen, vollkommen ungesichert und furchtlos!



..wenn das mal gut geht......





Der Herbst gilt auch als triste Jahreszeit. Hier aber stehen  die ersten Lapachobäume in prächtig rosafarbener Blüte! Die Tulpenbäume entfalten schon vereinzelt ihre grossen, orangeroten Blumen. 
Da ereilte uns die Nachricht vom Tod eines unserer Freunde. Ralph war abends mit dem Motorrad unterwegs nach Hause, als er einen Bus überholen wollte, der gerade am Wegfahren war. Er rutschte aus, fiel hin und in dem Augenblick überrollte ihn der Bus. Er erlag seinen Verletzungen im Spital. Nun werden hier in Paraguay die Verstorbenen innert 24 Stunden beerdigt. Gudrun und Carlos waren die ganze Nacht und den nächsten Morgen beschäftigt mit übersetzten, organisieren , Papierkram mit Polizei, Staatsanwaltschaft und Botschaft erledigen und Herrn Pfarrer Ricardo Becker zu fragen, ob er zu einer Abdankungsfeier von Asuncion nach Caacupe kommen könne. Er war sofort dazu bereit, und die Feier fand am Nachmittag statt. Dank facebook, Skype und Telefon waren sehr viele seiner Freunde  da, um von einem lieben, hilfsbereiten Menschen und Freund Abschied zu nehmen.
Ein paar Tage später ruft Lili ganz aufgelöst bei Gudrun an und sagt, ihr Vater sei im Spital auf die Intensivstation überwiesen worden. Lili ist unsere empleada und alle 2 Wochen kommt sie, um uns unsere Hände und Füsse zu pflegen. Sie ist Paraguayerin, ein ganz liebes und immer fröhliches Mädchen, 28 Jahre alt. Nicht sehr gross, dafür aber umso fleissiger. Mit der modernen Technik, wie Staubsauger, hat sie nichts am Hut, das kennt sie nicht. Ihr Vater war Brunnenbauer und hatte deswegen immer Probleme mit seiner Lunge. Wir haben uns grosse Sorgen gemacht, und wirklich wurde der Vater dann am folgenden Nachmittag von seinen Schmerzen erlöst. Am Abend wurde er in einem gemieteten Salon aufgebahrt. Wir fuhren mit Gudrun hin, drückten Lili, ihrer Mutter und ihrer Schwester unser Beileid aus und nahmen Abschied von dem Verstorbenen. Am nächsten Tag kam wieder Pfarrer Becker aus Asuncion, hielt die Abdankungsrede in dem Salon und liess es sich nicht nehmen, bei strömendem Regen auf den Friedhof mitzufahren und nochmals tröstende Worte für die sehr kleine Trauergemeinde zu sprechen.
Ricardo Becker ist der evangelische Pfarrer, der für San Bernardino zuständig ist. Jeden zweiten Sonntag kommt er aus Asuncion in unsere kleine Kirche. Nicht selten ist auch Betty, seine Frau, und eines seiner beiden Kinder dabei. Er ist Pfarrer mit Leib und Seele und ein wahrer Christ. Er ist da, wenn er gebraucht wird, fragt nicht nach Konfession, macht alles völlig selbst- und kostenlos! Da könnte sich manch katholischer Priester ein Beispiel nehmen.


Idefix und seine Freundin Lili