Donnerstag, 22. Mai 2014

"Unwetter" auf dem Agromuni

Samstag vor einer Woche,( natürlich ist das jetzt schon etwas länger her, nämlich am 29. März) der Himmel war bewölkt, die Wettervorhersage prophezeite ein Unwetter mit anschliessend drei Tagen Regen. Ich wäre eigentlich lieber zu Hause geblieben, aber Peter wollte zum Wochenmarkt, wie jeden Samstag, zum Einkaufen und um Freunde zu treffen. Wenn Regen angesagt ist, findet der Markt in der Sporthalle statt, bei schönem Wetter ist er draussen unter den Bäumen auf dem Bernardino Caballero-Platz. Heute auch, der Markt ist draussen. Claus ist nicht da. Gudrun sagte uns, er wäre gleich wieder nach Hause gefahren, als die Marktleiterin morgens um 6 Uhr sagte: "Der Markt findet draussen statt, heute gibts keinen Regen!" Wir sind etwas später als sonst. Gegen halb Elf treffen wir auf dem Agromuni ein. Wie gewöhnlich kaufe ich mein Gemüse, das zwar teuer, dafür aber sehr schön ist. Einige europäische Sachen sind bei Gerlinde sogar billiger als in den Supermercados. Alle Sorten Knax Gurken in Gläsern kosten z.B. 15000 Gs. , im Super über 20000 Gs. Ich unterhalte mich noch etwas mit Alfred, er verkauft alles für Pferde und stellt selber einige Heilmittel her oder importiert sie aus der EU. Danach setzen wir uns bei Beate und Stefan an einen Tisch zu Freunden und trinken unser Bier und Paso de los Toros Limon.
 Dunkle Wolken ziehen sich zusammen, sicher gibt es bald Regen. Ahh, die Familie mit Emily ist auch da. Die Kleine liegt im Wagen und schläft.
 Um halb Zwölf geht es los! Es beginnt zu regnen, nein schütten, ein heftiges Gewitter entlädt sich genau über Sanber. Da------ ein Krachen und Donnern,----- ich denke es hagelt, weil, der Lärm damals war fast genauso. Weit gefehlt! Plötzlich stehen alle Leute auf, ein wildes Geschrei! Gudrun schreit, alle sollen sofort den Platz verlassen! Da sehe ich die Bescherung! Ein Blitz hat in einen Baum eingeschlagen, diesen gespalten, so dass der abgebrochene Teil genau auf die Zelte über den Tischen fällt. Der Baum war riesig! Jetzt steht nur noch ein Stummel da. Die Leute sind in Panik, ich denke, warum die Aufregung, der Baum ist gefallen, die Gefahr vorbei, verletzt wurde nur ein Mann an der Schulter. Marsinah konnte die kleine Emily noch aus dem Kinderwagen an sich reissen, bevor ein Ast auf den Wagen fiel. Die Strasse ist mittlerweilen zu einem reissenden Fluss geworden, wo Marsinah auf der Flucht ihre Schuhe verliert und nie wieder findet. Alle Marktleute beginnen in aller Hast, ihre Sachen zusammenzupacken. Auf meine Frage, ob ich helfen könne, antworten alle mit :"Nein, danke, es geht schon, wir schaffen das!" Nun gut, was bleibt da noch zu tun.....ahh ja ,die Rechnung bezahlen von den Getränken, viele Leute sind einfach abgehauen. Ich bezahle und finde meine Vollkornbrötchen in dem Chaos  nirgends mehr. Macht nichts, ich backe dann halt selber wieder unser Brot.
Ich merke, dass unter den Marktleuten eine Missstimmung herrscht, sie sind aufgebracht, haben Verluste gemacht (nasse Backwaren, Leder, Kleider, Lebensmittel sind unbrauchbar geworden) und sind wütend auf eine gewisse Dame, die Marktleiterin. Ein Besucher entdeckt die Dame und geht auf sie zu, schreit sie an und bewirft sie mit Obst. Er wird zurück gehalten von Stefan. Die Dame, eine ausländerfeindliche Paraguayerin, sieht sich in Gefahr , von den Gringos gelyncht zu werden und ruft die Polizei zu Hilfe. Anstatt die Bomberos (Feuerwehr) und den Unfallwagen zu rufen, bringt sie sich lieber in Sicherheit! Wir kommen völlig durchnässt, bei mir sind nur noch an den Innenseiten der Oberschenkel zwei trockene Fleckchen zu finden, nach Hause!
 Damit beginnen nach diesem Samstag Verhandlungen mit dem Bürgermeister. Die Marktleiterin soll abgesetzt und durch eine neue Marktleitung ersetzt werden.
 Fazit: vorübergehend übernimmt Mike Bannholzer (ein Schweizer, der sich schon öfters für das Wohl von San Bernardino eingesetzt und auch den Agromuni ins Leben gerufen hat) die Marktleitung. Lohn kriegt er dafür keinen und die Marktleiterin wird auch nicht abgesetzt.

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