Mittwoch, 27. Juni 2012

Umzug nach San Bernardino

Ende Mai 2012 ist es also soweit, wir können einziehen in unser Haus. Traumhaus! ---------?
Wir beladen unser Auto mit Kisten und Koffern und nehmen den Weg nach San Bernardino unter die Räder. Von Saldivar bis Sanber dauert die Fahrt meistens eine Stunde. Da wir ja nun auch noch Cora dabei haben, müssen wir die Fahrt 7x machen. Möbel sind ja schon im Haus, die Betten sind sehr gut, Tisch und Polstergruppe aus Massivholz und demzufolge äusserst schwer. Doch schon am ersten Morgen beim Duschen stellt sich heraus, dass das Wasser in der Dusche keineswegs den Weg zum Abfluss nimmt, sondern in die andere Richtung fliesst und einfach stehen bleibt! Sch..... Auch die wunderschönen Glastüren sind nicht dicht, jeden Morgen muss ich eine Million kleiner Fliegen und Mücken zusammensaugen! Gottseidank hab ich meinen "DirtDevil" ( Staubsauger ohne Beutel ) mit eingepackt! Peter ärgert sich über die Fenster, die handgelenk mal pi eingebaut worden sind und macht sich gleich daran, sie auszubessern. Da stimmt fast nichts aufeinander, und es  kommt bei Nacht, wenn man  Licht anmacht, die zweite Million kleiner Fliegen und Mücken rein! Die Architektur des Hauses ist erstklassig, nicht aber die Ausführung! Die Bidets, die nachträglich vom Verkäufer, Herrn Curd Ernesto Tippach, gebracht wurden, sind gespalten und defekt. Einige Bodenplatten sind beschädigt, aber da das Haus schon 2 Jahre "fertig" ist, sind die nicht mehr lieferbar.
"Das war doch bei uns genauso," beruhigt mich Gudrun "du wirst sehen, sobald das Haus bewohnt ist, verschwinden die Fliegen von selbst!"-- Naja... wir werden sehen!
Gudrun empfiehlt uns Mariano Soto für den Swimmingpool. Es stellt sich heraus, dass er sehr zuverlässig ist und immer einen guten Rat bereit  hat. Wir beauftragen ihn auch gleich mit allen anfallenden Ausbesserungsarbeiten! Ein Vertrag wird von Carlos angefertigt, in dem hervorgeht, wieviel wir jede Woche zu bezahlen haben. Das ist hier nicht wie in der Schweiz, hier werden die Handwerker wöchentlich bezahlt.
Mit Stechschaufeln und Tererekrug bewaffnet, erscheinen am Montag 6 Arbeiter und graben ein Loch von 4x10x1,4 Metern für den Swimmingpool! Cool, nach 2 Tagen haben sie`s geschafft! Danach glaube ich mich ins Mittelalter versetzt-------------1 Mann fertigt ein Netz aus 10mm Stahlstangen. Um sie zu biegen, klettert er auf einen Baum und hängt sie über einen Ast, die andern machen Tererepause! Dann gehts ans Betonieren! Ein kleiner Betonmischer wird hergefahren, dann wird kesselweise Sand, Kies und Zement mit Wasser gemischt und die Bodenplatte betoniert! All das in so Badeschlappen!  Aber es geht vorwärts! Eigentlich sehr schnell! Mariano beaufsichtigt seine Arbeiter und,  ab und zu, wenn Not am Mann ist, legt er selber Hand an!
Eines Morgens, als wir Gudrun abholen, sagt sie: " Mariano hat mich gestern gefragt, ob ihr meine Freunde seid. Ja, hab ich gesagt, aber natürlich! Dann sag doch bitte der Señora, sie solle es sich gut überlegen, ob sie nicht hinterm Haus zur Strasse hin einen stabileren, höheren Zaun machen lassen will, zu ihrer Sicherheit! Es sei auch gut, dass ihr einen Hund hättet!" "Hast du ihm gesagt, dass Cora nur noch bis zum 23. Juli bei uns ist?" frage ich. "Ja, hab ich, und er hat gesagt, es wäre besser, wenn ihr  einen Hund hättet. Er braucht nicht draussen zu sein, muss auch nicht gross sein, aber einer, der bellt, wenn ihm was nicht gefällt, da ja schliesslich alle Paraguayer Angst vor Hunden hätten!" "Gut, wir werden uns das überlegen!" beruhige ich Gudrun. Carlos hat uns auch schon das Angebot gemacht, während unserer Abwesenheit in unserem Haus zu wohnen, zum Rechten zu sehen, und auch einen Hund zu betreuen! Muchas Gracias, Carlos, muy amable!
Schon mehrmals sind wir von Freunden darauf aufmerksam gemacht worden, wie sinnvoll es sei, einen Hund zu haben. Gudrun hat mich auch schon mit Pfefferspray und anderen Sachen ausgerüstet. Ohne Cedula kein Waffenschein! Wir warten immer noch auf die Aufenthaltsbewilligung!
Wie wichtig gute, schlagfertige Freunde sind, haben wir auf einer unserer Fahrten nach Sanber gemerkt.


unser Haus, wie wir`s kennen lernten...
Pool 1. Tag.....


Pool 2. Tag....


Cora auf dem Sofa....


Gang zu den Schlafräumen...


Licht im Quincho (Aussensitzplatz)


unsere ersten Gäste, Gudrun und Claus....


Aussenfassade...
Quincho
Ansicht von oben.....



In Saldivar gibt es eine Ampel an einer Kreuzung, 200 Meter danach steht links eine Schule,wo morgens immer ein Polizist den Verkehr beobachtet. Die Ampel steht auf Rot, wir halten hinter einem Bus, sie wird Grün, der Bus fährt los, wir ebenso. Nach 200 Metern, -Stop-, 2 Polizisten halten uns an und sagen, wir wären bei Gelb über die Kreuzung gefahren! Nein, sage ich, es wäre schon Grün gewesen! Da hält er uns ein Buch unter die Nase und behauptet, wir wären bei Rot gefahren! Gringos, und die zockt man ab! Er verlangt 1,5 Mio Guaranies. Mein Mann wird wütend und brüllt die beiden an, auf Berndeutsch, wohlverstanden. Mir ist die Situation langsam peinlich, versuche meinen Mann zu beruhigen, der wird aber immer zorniger, weil ja im Recht. Ich ergreife mein Handy und will Thomas anrufen, die Polizisten drehen uns den Rücken zu. Thomas ist nicht da, also rufe ich Gudrun an. Gottseidank ist sie zu Hause! Ich gehe zum Polizisten, gebe ihm das Handy, er spricht mit Gudrun! Der Mann wird immer "kleiner" und gibt mir  mein Handy zurück. " Gib dem Hunderttausend, das genügt, damit ist er zufrieden! Er hat mich gefragt, wer ich sei, da habe ich gesagt, ich sei von der Presse in San Bernardino!" Ui, das hat dem Eindruck gemacht, besonders da er schon mal ein Erlebnis hatte mit Carlos, und der ist dann wirklich von der Presse! Ich schiebe einen 100000er in den Ausweis, gebe alles dem Polizisten, nehme den Ausweis wieder an mich und sage Peter, er solle so schnell wie möglich losfahren! Bin ich froh, dass wir  diese Strasse und diesen Polizisten mit dem Tererekrug auf dem Stühlchen unter dem Mangobaum nicht mehr jeden Tag sehen müssen!!


Donnerstag, 21. Juni 2012

Cora

Endlich sind wir wieder online!


Cora


Mitte Mai erzählt uns Gudrun die Geschichte von Cora, einem Rhodesian Ridgeback-Doggen Mischling. Sie wurde vor ungefähr zwei Jahren aus der Schweiz von Einwanderern mitgebracht. Nachdem die Leute aus familiären Gründen wieder in die Schweiz zurück gingen und ihre drei Hunde nicht mitnehmen konnten, wurden sie an gute Plätze hier in Paraguay gegeben. Cora kam zu einer deutschen Dame nach Piribebuy. Diese Dame will am 12. Juni nach Deutschland reisen. Cora soll eingeschläfert werden. Ihre Besitzerin, Susanne, in der Schweiz bittet Gudrun, den Hund doch bitte zu ihr in die Schweiz zu bringen, sie bezahle die Tickets für beide. Da Gudrun aber selber sechs Hunde, 4 Fila Brasileiros und 2 kleine Strassenmischlinge besitzt, taucht die Frage auf, wo Cora in der Zwischenzeit bleiben könnte. Da entsteht nämlich ein Papierkrieg sondergleichen, wenn man einen Hund ex- und importieren will! Peter und ich erklären uns sofort bereit, den Hund bis zum Abflug bei uns in Pflege zu nehmen. Wir ziehen ja Anfang Juni in unser Haus in San Bernardino um.
 "Das ist ein ganz liebes Mädchen und sehr unkompliziert!" versichert uns Gudrun. " Ihre Besitzerin hat sie  verwöhnt, sie hat in einem Babybettchen geschlafen und wurde abends immer zugedeckt!"
 Mhm...denke ich mir, mal sehen. Wir hatten ja auch schon einen Hund in der Schweiz, also wird das kein grosses Problem werden. Gut- Ende Mai ruft uns Gudrun an und sagt, wir könnten den Hund im Patchwork-Cafe in Caacupe abholen und mit ihm zu Dr. Tuma nach Asuncion fahren. Blut muss abgenommen  und nach Brasilien ins Labor geschickt werden! Ok, das machen wir. Doch .....oje..........als wir den Hund sehen hat er tiefe Bisswunden am Hals und in den Flanken! Armes Mädchen!! Cora sei gebissen worden, gestern, informiert uns die Frau, und das sei schon das vierte Mal passiert.  Auf  KEINEN Fall bringen wir Cora wieder dorthin, nein, wir behalten sie gleich bei uns! Da nun aber mit Gudrun`s Ticket noch gar nicht alles klar ist, muss doch zuerst abgeklärt werden, mit welcher Fluggesellschaft so grosse Tiere nach Europa transportiert werden, fahren wir erstmal nach Asuncion zu Herrn Doktor Tuma. Er ist der Arzt, welcher als einziger Ex- und Importpapiere für Tiere ausstellen darf. Der Arzt untersucht  Cora genau  und ordnet eine OP in Narkose an, was heisst, wir müssen Cora für ein paar Stunden in der Tierklinik lassen. Dr. Tuma, ein sehr sympathischer, älterer Herr, dem von einem Affen die drei mittleren Finger der rechten Hand abgebissen wurden, kann demzufolge die Wunden nicht selber nähen. Ein Assistenzarzt übernimmt die Versorgung Coras. In der Zwischenzeit gehen wir eine Pizza essen und machen die grossen Shoppingcenters in Asu unsicher! Obwohl Paraguay ein Drittweltland ist, findet man hier einfach alles, man muss nur wissen wo, und sein Geld wird man hier genauso schnell los, wie in Europa!


hier gefällts mir.....

Um 18.30 Uhr können wir Cora in der Praxis von Dr. Tuma abholen. Sie ist wunderbar "zusammengeflickt" und kriegt verschiedene Pillen mit. Antibiotika etc., Riesendinger, Cora ist 50 kg schwer! So, nun wissen wir eben noch nicht, ob Cora mit Gudrun von Asu aus fliegen kann, oder ob man einen Transport nach Buenos Aires, Sao Paulo oder gar Montevideo organisieren muss. Je nachdem muss für jedes zu passierende Land ein Bluttest und spezielle Papiere ausgefertigt werden! Könnte also länger dauern!! Der Bluttest kann ausserdem nur in Brasilien durchgeführt werden, was ungefähr vier Wochen dauert. Mann, ist das alles kompliziert! Nun muss Gudrun erst mal abklären, ob TAM Hunde mitfliegen lässt. Dazu kontaktiert sie Uwe Becker, unseren Einwanderungshelfer.  Er reist von Pontius zu Pilatus und findet endlich einen Flug von Asu aus mit TAM, der eine so grosse Transportbox mitnimmt nach Sao Paulo. Aber von da nach Frankfurt gehts nur mit Lufthansa, was bedeutet, dass Gudrun, eine  Raucherin wie ich, 10 Stunden Aufenthalt in Sao Paulo verbringen muss, ohne Raucherecke !!! Der erste, mögliche Flug geht am 23. Juli. Gut, da haben wir Cora ja noch etwas länger bei uns, als zuerst gedacht. Sie ist ein wunderbarer Hund, lieb, aufmerksam, unkompliziert, gut erzogen und pflegeleicht. Da sie ja nun so viele Pillen schlucken muss, haben wir uns angewöhnt, sie am Morgen zum Frühstück mit in Leberpastete und Wurstscheiben gewickelten Tabletten zu füttern am Tisch. Am Anfang hatten wir unsere liebe Mühe mit diesen stinkenden Pillen! In Wurst oder Käse gesteckt hat Cora immer gemerkt, was da kommt, hat die Wurst genommen und die Pillen ausgespuckt! Ein kluges Mädchen! Bis ich dann auf die Idee mit der Leberpastete kam, in welche die Pille luftdicht verpackt und zusätzlich noch in ein Stück Wurst gewickelt wurde! Von nun an klappts wie am Schnürchen! Aber natürlich hat sich Cora an die Zeremonie am Morgen gewöhnt und will auch weiter so gefüttert werden. Die Pillen sind alle, die Fäden gezogen und Cora wohlauf! So, dann gibts halt jetzt Butterbrötchen mit Rührei oder Wurst und Käse drauf und zum Schluss noch Marmeladenbrötchen! Liebe Susanne, verzeih uns, dass wir deine Prinzessin so verwöhnen, aber es ging nicht anders. Nach dem Frühstück gehts mit Peter auf einen längeren Marsch, was beiden sehr gut bekommt!! Danach liegt man etwas in der Sonne und schaut den Arbeitern zu beim Swimmingpool bauen. Manchmal gehts zum Shopping oder zu sonst einem Termin im Auto, was Cora so gut gefällt, dass sie gar nicht mehr aussteigen will! Überhaupt Auto! Ich habe mich krumm gelacht, als sie das erste Mal ins Auto steigen wollte: Zuerst wird geschnuppert, dann die Vorderpfoten aufs Auto gelegt, dann wird gewartet, bis jemand sie hinten hochhebt und in den Kofferraum schiebt! Naja beim ersten Mal ist es nicht geblieben, es wird jedesmal erwartet!
 "Sie ist  eben ein Jagdhund und kein Hürdenläufer!" meint Gudrun dazu!
 Dann als Zwischenmahlzeit gibts Kauknochen, die auch schon mal aus meiner Handtasche stibitzt werden!
Am Abend wird Hackfleisch oder anderes Fleisch mit Gemüse und Reis für die "kleine" Lady gekocht! Mhmmm..das ist ganz lecker und wird heiss geliebt!




..wer frisst denn schon vom Boden.......

Ehrlich gesagt, werden wir Cora schon sehr vermissen, wenn sie uns dann am 23. Juli, morgens um 2.30 Uhr Richtung Schweiz verlässt!
"Du musst dir unbedingt einen Hund anschaffen!!" Das hören wir immer wieder von überall her. Die Paraguayer fürchten sich sehr vor grossen Hunden, haben aber selber auch welche, die sehr oft auf den Strassen tot gefahren werden, weil sie sich selbst überlassen sind, und sich keiner um sie kümmert. 
Leishmaniose! Nie zuvor hatte ich von dieser Krankheit in Europa gehört. Letzten August musste Thomas seinen kleinen Dackel einschläfern lassen, weil er an dieser Krankheit litt. Sie wird von einer Mücke übertragen, ist ein Virus, der unweigerlich zum Tod führt. Es gibt eine Impfung dagegen aus Brasilien, die ist allerdings in Paraguay verboten. Kein Mensch weiss warum.


..schön zugedeckt....Gute Nacht!