Wir haben jetzt unser Haus, da stehen ganz natürlich regelmässig monatliche Zahlungen an. Strom, Wasser, Internet und die Bewachungs- und Allgemeinstromgebühr unseres Condominio cerrado "Ayres de SanBer". Seit dem 1. Juni wohnen wir hier, also schon zwei Monate, aber noch nie haben wir eine Rechnung über 300000 G. erhalten für die Bewachung! Carlos hat schon ein paar Mal nachgefragt, wie das denn gehe, da hat man ihm gesagt, die Rechnung werde jeweils beim Eingang dem Wächter übergeben, der sie uns dann bringt. So, wir waren auf einer Versammlung der Eigentümer von unserer Wohnanlage in Asuncion. Da hat sich die Firma Raices beklagt, dass einige Grundbesitzer schon lange oder noch gar nie die monatlichen Gebühren bezahlt hätten. Kein Wunder, denke ich mir, wenn die nicht im Stande sind, Rechnungen und danach Quittungen auszustellen!! Jedenfalls haben wir bis heute, 9.8.2012 noch keine einzige Rechnung gesehen! Bin mal gespannt, ab wann das dann funktioniert! Da sind wir auch schon bei der Post! Wer nun denkt, das laufe so ab, wie in Europa, irrt sich gewaltig! Es gibt zwar fast in jeder Ortschaft eine officina de correos (Postbüro), die ist so 2 x 3 Meter gross, wenn man Glück hat ist jemand da, oder sitzt draussen beim Terere. Drinnen ist ein unmögliches Chaos von Stapeln und Fächern, kein Computer, vielleicht grad mal eine alte Schreibmaschine, ein paar Stempel, Stuhl und Tisch. Briefträger gibt es nicht, wenn man Post erwartet, geht man hin und fragt nach. Briefe und Pakete kann man selbstverständlich aufgeben, aber es ist gar nicht sicher, ob das auch alles ankommt!!! Somit werden also auch keine Rechnungen ausgetragen! Wie bezahlt man nun seine Rechnungen? "Du gehst in die Apotheke Farmafleiza, da kannst du alle Rechnungen bezahlen!" informiert mich Gudrun. "Die ist 24 Std. geöffnet, ist ein Familienbetrieb, sie haben drei Töchter, die jüngste spricht sogar Deutsch, ein kluges Mädchen! Irgendeiner ist immer da." Die Anderechnung (Strom) hat uns der Wächter schon ausgehändigt, vom Internet nehme ich einfach den Beleg mit, der mir bei dem Antrag von Tigo ausgestellt wurde. Ok, beim ersten Anlauf ist natürlich die Apotheke geschlossen, weil nur die kleine Tochter da ist. Sie bedient uns durchs Fenster, die Tür wird erst geöffnet, als der Vater kommt! Sie kann im Internet nachschauen, wieviel ich zu bezahlen habe, ausgemacht mit Tigo war ein monatlicher Betrag von 179000 G. Die Rechnung der Ande wird mit " Pagado" abgestempelt, von Tigo erhalte ich einen Beleg, den ich nächsten Monat wieder mitbringen muss! Dazu ist noch zu sagen, dass Tigo in Dollars rechnet, das heisst, je nach dem Dollarkurs fällt die Rechnung unterschiedlich aus. Diesmal waren es 161000 G. Wasserrechnung haben wir auch noch keine gesehen, also warten wir! Bin mal gespannt, wie das dann Ende Jahr mit der Liegenschaftssteuer geht, da muss ich wohl auf die Municipalidad und die dort direkt bezahlen.
Soviel zu Rechnungen bezahlen und Post in Paraguay.
Kommen wir nun zur Bank! Paraguay ist ein Drittweltland! Geldwäschegesetz, Schwarzgeld, Korruption!!!
Schon in der Schweiz hab ich mich im Internet schlau gemacht über Banken in Paraguay. Aufgefallen ist mir da, dass keine einzige namhafte Schweizerbank eine Niederlassung hat, weder CS noch UBS. Auch deutsche Banken sucht man vergebens. Die Sudameris (Abbeyfieldgruppe) hat einen tollen Internetauftritt, bietet auch Onlinebanking an! Interessant! Wenn man nun ein Haus besitzt, oder Bauen will, braucht man jedes Wochenende eine bestimmte Summe, die man mit dem Baumeister ausgemacht hat, das können nicht selten über 10 Mio. G. sein. Geld ziehen am Automaten mit Kreditkarte oder EC-Direkt kostet immer Gebühren, und zudem kann man jeden Tag bloss 2x 1,5 Mio. ziehen pro Karte! Also ist es günstiger, man eröffnet ein Bankkonto!
Mit Carlos und Gudrun fahren wir nach Itaugua zur neueröffneten Sudamerisfiliale! Wächter, bewaffnet, innen und aussen! Sicherheitskontrolle wie am Flughafen! Wir informieren uns über eine Kontoeröffnung.
Frau Armoa gibt uns gerne Auskunft und sogar ein Blatt mit allen benötigten Unterlagen. Wir gehen wieder nach Hause! Da wir noch keine Cedula (Aufenthaltsbewilligung) haben, aber schon ein Haus gekauft haben, brauchen wir den Titel, den haben wir aber noch nicht, also brauchen wir eine Constancia der Notarin, bei welcher wir den Kaufvertrag unterschrieben haben. Wir fahren nach Asuncion ( jeweils 2 Stunden Fahrt hin und zurück) und holen das bestellte Dokument ab. Was brauchen wir noch? Pässe, 2 bezahlte Rechnungen von Strom oder Wasser, Auszug vom Schweizer Bankkonto und Auskunft über das Geld, das darauf ist! Gottlob hab ich den Beleg von meiner ausbezahlten Pensionskasse dabei, aber nur in Deutsch, logisch!
Carlos hat ja inzwischen seinen offiziell beglaubigten Übersetzer für Deutsch und Spanisch gemacht ( auch das, ein unwahrscheinliches Hin und Her von Amt zu Amt, zu Uni und Palacio de Justicia, 4x waren wir mit ihm in Asu dafür, die vielen anderen Male war er alleine dort)!!!!!!!!
Er übersetzt den Beleg! Als wir alles beisammen hatten, fuhren wir wieder zur Bank! Herr Torre fertigt den Antrag zur Eröffnung eines Kontos bei der Banco Sudameris an. Mann, so viele Unterschriften haben Peter und ich noch NIE im Leben leisten müssen! Er ist nett, der Herr Torre, erklärt mir sogar schon, wie bei ihnen Onlinebanking funktioniert. Ein 15 stelliges Passwort mit Buchstaben und Zahlen, das ich der Bank bekannt gebe. Beim einloggen werde ich dann nach bestimmten Buchstaben des Passwortes gefragt, ok, leuchtet mir ein! Gut, zur Eröffnung des Kontos muss ich 1,5 Mio Guaranies einzahlen, sofort. Aber der Hauptsitz der Sudameris in Asuncion muss das neue Konto erst prüfen und bestätigen. Das dauert so ungefähr 5 Tage, wir sollen nach dieser Frist entweder anrufen oder herkommen. Das wars dann. Carlos geht zur Kasse und bezahlt die 1,5 Mio. Guaranies ein, kriegt den vom Kassier abgestempelten und unterschriebenen Beleg! Ich nehme ihn zu meinen Akten, ohne nachzusehen. Gut, wir verabschieden uns von dem freundlichen Herrn Torre und stehen draussen beim Auto, eine Zigarette rauchend und beratend, wo wir denn nun Mittagessen wollen. Peter geht noch kurz mit Cora spazieren ( da war sie noch bei uns) und gibt ihr Wasser. Wir stehen immer noch bei der Bank! Da klingelt plötzlich das Telefon von Carlos! " Ich muss nochmal kurz rein, da stimmt was mit dem Beleg nicht!" sagt er und geht mit dem Beleg in die Bank! Strahlend und lausbubenhaft grinsend kommt er eine Viertelstunde später wieder! "Mann, das hättet ihr jetzt sehen sollen, der Kassier war kreidebleich im Stuhl versunken, hinter ihm der Direktor der Bank, zitternd und schwitzend!" Was war denn geschehen? Hat der Kassier doch auf dem Beleg Dollars!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! und nicht Guaranies geschrieben, abgestempelt und unterschrieben, also rechtskräftig und gültig!! ---Da waren wir also für eine halbe Stunde Dollarmillionäre und habens nicht gewusst!!---Da wir ehrliche Schweizer sind, haben wir den Beleg ändern lassen und so wohl dem Kassier und dem Direktor den Job gerettet!
Nun geht die Story weiter! Nach 5 Tagen gehen wir zur Bank und wollen die Karte, wie versprochen abholen. Der zuständige Mensch im Hauptsitz sei in den Ferien, heisst es! Mañana, vielleicht nächste Woche, wir sollen wieder anrufen! Peter wird wütend, das ist ein Fehler, auch wenn die nichts verstehen, so darf man sich hier nicht aufführen, man muss "schleimen", bis man hat , was man will! Wir fahren nach Hause!
Jede Woche ruft Carlos an und fragt nach, immer ist es noch nicht fertig!
Wir bauen weiter, und ich lasse mir von unserem Sohn halt die benötigte Geldmenge 2 x via Western Union auszahlen! Das ist aber teuer 4,7% Gebühren! Ich überweise ihm jeweils das benötigte Geld von der BEKB Online auf sein Postkonto, er sendet es auch online an Western Union weiter, das heisst, wir bleiben wach bis nachts um zwei und sind über Skype mit ihm in Kontakt, falls er noch Fragen hat. Am nächsten Tag können wir in Caacupe die Millionen abholen mit mulmigem Gefühl im Magen. Hier in Paraguay sind schon oft Leute für viel weniger Geld umgebracht worden! Ja man hat nicht mal ein Kuvert zur Verfügung, einmal wird das Geld, in eine leere Packung Computerpapier eingewickelt, oben über die Glastrennwand geschoben, beim zweiten Mal wird aus Papier und Bostich eine Tüte fabriziert! Oh Mann, wie hinterwäldlerisch!
Einen Monat später nehmen mich Gudrun und Carlos beiseite und erklären mir, warum das mit dem Konto nicht klappt. Sie haben Angst, dass Peter wieder ausflippt. Da Carlos noch keinen Stempel und keine eingetragene Nummer als beglaubigter Übersetzer hat, will die Bank, dass die Schweizer Botschaft den Wisch von meiner Pensionskasse beglaubigt! So ein Scheiss!! Die Botschaft macht das nicht, wie soll sie auch, das geht die nichts an und sie wissen ja nicht, ob da alles seine Richtigkeit hat! Zudem hat der Bundesrat beschlossen, die Botschaft in Paraguay zu schliessen und die Geschäfte nach Buenos Aires zu verlegen! Danke, liebe Schweiz!
Fazit: Wieder einen Monat später fahren wir mit Carlos nach Asu auf den Hauptsitz der Sudameris, verlangen all unsere Unterlagen und die 1,5 Mio. G zurück. Kein Konto! Nicht bei der Sudameris!
Wenn wir die Cedula haben, werden wir zur Atlasbank gehen und das ganze Prozedere wiederholen.
Wir haben einen anderen Weg gefunden, welchen sei hier nicht verraten!
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