Silvia und Fritz |
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Roco und Idefix |
So gegen 17.00 Uhr verabschieden wir uns von unseren Gastgebern und machen uns auf den Nachhauseweg. Ich denke, dass Peter über Capiata nach Sanber fährt, bin aber nicht erstaunt, weil ich ja weiss, dass er diese Strecke hasst, als er den Weg über Ita einschlägt. Es gibt nichts Schlimmeres als nachts auf Paraguays Strassen unterwegs zu sein! Die Strassenlampen blenden oder sind gar nicht da, Autos ohne Licht, ja sogar Busse, Motorradfahrer, die man kaum erkennen kann, streunende Hunde und Menschen, die die Strasse überqueren und jede Art von Gefährt, mit oder ohne Ochsen vorne dran, die auch auf der falschen Seite anzutreffen sind. Heillos gefährlich, weil meistens ohne jede Art von Beleuchtung unterwegs! Vom Missachten jeder Verkehrsregel, die es tatsächlich auch in Paraguay gibt, ganz abgesehen!
Kurz nach der Ankunft in Ita fällt mir auf, dass viele Autos am Strassenrand stehen und auch viele Menschen zu Fuss unterwegs sind. Das hat wohl mit dem Fussballspiel am Nachmittag zu tun. Die Paraguayos sind grosse Fussballfans, alle!-----Plötzlich, eine dunkle Gestalt rennt von links über die Ruta, Blick nur nach links und schon knallts! Peter hält sofort an, Warnblinker ein! Wir steigen aus, sehen den Mann wie tot auf dem Bauch liegen, Blut aus der Nase. Sofort sind wir umringt von vielen Menschen, die uns berühren und sagen "Tranquillo, Señor, tranquillo Señora!" Sie schnattern auf uns ein, und ich frage Peter, ob ich Thomas anrufen soll! Der hat einen Schock und sagt: "Ruf Carlos an!" gut, ruf ich Carlos an, der sagt, er sei in einer halben Stunde da. Inzwischen kriegt Peter, der am Wagen lehnt und schlottert, ein Glas Wasser von einer netten Dame überreicht. Gleichzeitig sage ich, jemand solle die Ambulancia rufen! Das hat aber wohl schon jemand erledigt, denn die kommen sehr schnell und packen den Verletzten in ihren Wagen. Da sehe ich, dass er viel Blut verloren hat, aber ansprechbar ist. Weg ist er! Ins Spital Nacional von Itaugua wird er gefahren. Da kommt ein Polizist und fragt mich, ob ich ins Spital gehe und mich um das Opfer kümmern könnte! Ich tue so, als ob ich nichts verstehen würde und sage: " No entiendo, Senor, pero en media hora un amigo viene!"
Da sagt er, wir müssten auf die Wache, ob Peter fahren könne. Dieser gibt dem Polizisten den Schlüssel und schüttelt den Kopf! Schock! Der erste Unfall mit Personenschaden nach über 40 Jahren Fahrpraxis!
Eine Zeugin, Rebecca mit Namen, setzt sich gleich mit ins Auto und begleitet uns zur Comisaria. Hier wird erstmal umständlich ihre Aussage zu Papier gebracht, handschriftlich, versteht sich, unsere Papiere werden kontrolliert und abgeschrieben! Fast gleichzeitig treffen Thomas mit Lili und Carlos ein. Carlos hat in weiser Voraussicht Thomas angerufen und ihn um Beistand für uns gebeten, da sein Weg doch kürzer sei von Saldivar, als seiner von San Bernardino! Wir sind froh! Carlos stellt sich als unser Übersetzer vor und will sofort ins Spital fahren, um nach dem Verletzten zu sehen. Ich gebe ihm 200000 G mit für eventuell benötigte Medikamente. In der Zwischenzeit wird alles auf-und abgeschrieben und wir warten. Carlos ruft an, zwei Brüder des Opfers würden herkommen. Die sind dann auch bald einmal da, Carlos kommt auch und die Verhandlungen über eine gütliche Einigung der Parteien kann beginnen. Dazu haben die Polizisten geraten!
(Bloss keine Anzeige, das wäre ja eine Menge Arbeit!) Zuerst wollen die , dass wir in einer Apotheke für den Verunfallten ein Konto eröffnen, damit er sich seine benötigten Medikamente abholen kann. ( Natürlich auch gleich die ganze Familie und auch noch das ganze Dorf dazu! Und das wohl ein Leben lang!!!!!) Nein, kommt nicht in Frage! Zuerst will ich wissen, wie es dem Mann geht und um welche Verletzungen es sich handelt. Carlos klärt mich auf, dass der stockbetrunken sei, dummes Zeug geplappert habe und versuchte, die Schwestern zu betatschen! Ok, wer ist denn nun schuld? Alle Zeugen, auch die Polizei sagt, der Mann sei selber schuld!
Peter geht inzwischen mit dem kleinen Idefix Gassi.
Wenn kein Konto, dann drei oder besser noch vier Millionen Guaranies wollen die Brüder! Ich biete denen eine halbe Million an, aus Goodwill, und bitte Carlos, denen genau zu erklären, was auf die zukäme, wenn sie im Fall einer Gerichtsverhandlung den Kürzeren ziehen und unsere gesamten Kosten übernehmen müssten! Er tut dies sehr eindringlich, die beiden Brüder beraten dann auch und sind einverstanden. Jetzt wird ein Notar gerufen, der das nötige Dokument ausfertigt. Alles ist vorbereitet, da weigern sich die beiden Brüder, zu unterschreiben! Sie wollen doch lieber eine Anzeige machen! Nun ist noch zu sagen, dass der Zufall es wollte und der Notar der Pate von Lilis Nichte ist. Also muss Peter einen Alkoholtest machen! Dazu müssen wir, es ist mittlerweilen 22.00 Uhr, nach San Lorenzo fahren. Der Notar und ein Polizist begleiten uns! Peter hat drei halbe Gläser Bier mit Cola gemischt intus. Hier erlaubt das Gesetz 0,00 Promille! Aber in ganz Paraguay gibt es nur etwa 9!!!! Geräte für Alkoholtests! Röhrchen, blasen!!!! Jedenfalls der Test fällt gut für uns aus: 0,00 Promille! Nach so langer Zeit! Wir erreichen Ita um Mitternacht, die beiden Herren sind weg, haben Anzeige erstattet! Die Polizei konfisziert unser Auto. Morgen Mittag könnten wir es abholen! Thomas nimmt Idefix mit nach Hause, der Notar bietet uns seinen Beistand an für Morgen! Er bekommt 200000 G von mir, als Honorar! Carlos chauffiert uns nach Hause, wo wir um 02.15 Uhr ankommen. Wir sinken ins Bett, deprimiert, verständnislos! Carlos sagte noch zu uns: "Wenn das meine Brüder wären, die würde ich erschlagen, diese Deppen! Die bringen ihren Bruder mit ihrer Geldgier noch in den Knast!"
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