Dienstag, 9. April 2013

Ein neues Dach

Nach dem Hochzeitsstress ist nun der "Dachstress" angesagt! Wir haben schon vor einiger Zeit bemerkt, dass im Büro und im Gästezimmer, also in den hinteren Zimmern, so kleine, schwarze Krümel von der Decke fallen. "Cupii", sagt Mariano. "Termiten, ach du Scheisse!" sage ich. Mariano kommt mit Theo und einer Rückenspritze, gefüllt mit Gift, um das Ungeziefer zu vernichten. Man darf dann einen Tag den Raum nicht betreten. Eines Tages, als ich nach den Ananas und Bananen schauen will, fällt mein Blick zufällig unters Dach. Was ist das denn? Da sitzt eine fussballgrosse Kugel an der Aussenwand unter dem Dach. " Mariano, que es eso? Was ist das? "Avispero!" seine Antwort! Ein Wespennest! Ja, das könnte sein, der Grösse nach zu schliessen. Ein paar Tage später kommt er dann
wieder mit seinem Schwager, Theo, und schlägt die Kugel herunter.

"Avispero!!"




Termiten!
Es stellt sich heraus, dass das keine Wespen, sondern Termiten sind!
Der "Sicherheitsrat", Carlos, Gudrun, Mariano, Peter und ich, beginnt zu tagen!
Es geht nicht anders, das Dach muss erneuert werden. Mariano macht einen Kostenvoranschlag. 105 Mio. Guaranies! 
Ok, müssen wir ausziehen in den 4-6 Wochen? Nein, aber die Zimmer müssen schon ausgeräumt werden.  "Oh, du lieber Gott, das gibt ein Hin und Her! Ich kann mich noch gut erinnern, wie das bei uns war! Das ging mir so auf die Nerven, dauernd die Arbeiter im Haus von morgens früh, bis abends um fünf! Da brauchst du starke Nerven!"sagt Gudrun. Wann soll denn das grosse Chaos beginnen? Auf keinen Fall vor der Hochzeit von Carlos, weil wir da Gäste haben, aber noch vor dem Winter. Der 1. April wird ausgemacht. Wir glauben beide, Peter und ich, nicht daran, dass die Arbeiter kommen werden, besonders, weil das der Ostermontag ist, und man in Paraguay nach Feiertagen erst mal ausnüchtern muss. Falsch gedacht! Eigentlich hätten wir es besser wissen müssen, ist doch Mariano ein äusserst zuverlässiger Baumeister. Um sieben in der Früh, Peter ist gerade mit Idefix unterwegs, kommen die Arbeiter und wollen die hinteren Zimmer ausräumen! Ich im Stress! Hab ja nichts vorbereitet! Sie schieben die Möbel, samt Inhalt, ins Wohnzimmer und ich alle wichtigen Sachen ins  Schlafzimmer. Gleich danach beginnen sie, die Ziegel herunterzunehmen und das machimbre (Täfer) wegzureissen.  Ich muss noch sagen, dass es nicht unbedingt ein schöner Tag ist, der 1. April. Wolken ziehen über den Himmel, es ist etwas trüb. Kommt es regnen? "No, no, señora!" sagt Mariano, aber ich traue der Sache nicht so recht, sagt doch unser Barometer ganz was anderes! Und der ist aus der Schweiz!
Natürlich, so gegen fünf Uhr abends, weint der Himmel! Eine Stunde zuvor, stehe ich im Gästezimmer,  schaue in die strahlende Sonne und erfreue mich an der Helligkeit, die das Zimmer durchflutet. Man hat eine Plane, eine Coca Cola Werbung, mitgebracht, aber die reicht gerade für ein Zimmer. Und das andere Zimmer? Soll es da rein regnen? Damit muss man doch rechnen, Regen einplanen und sich dementsprechend vorbereiten! Von einer anderen Baustelle organisieren die drei Arbeiter zwei Stück Plastik, um auch das zweite Zimmer abzudecken. Dann ..."buenas noches , señora, buenas noches, señor!"...und weg sind sie. Jetzt kommt Wind auf! "Lass uns doch mal nach den Planen sehen", dränge ich Peter, " ich traue dem Plastik nicht!" Ja ja, natürlich haben die die Holzstangen über das Plastik gelegt und der erste Windstoss hat sie gleich zerrissen. Peter holt die Leiter und klebt das Zeug wieder zusammen! Wir setzen uns wieder nach vorn an unsere Computer, als uns so gegen halb neun.........bumm.........ein riesen Knall  nach hinten springen lässt. Zu sagen ist, es regnet mittlerweilen wie aus Kübeln! Als ich die Tür zum Gästezimmer öffne, sehe ich den freien Himmel über mir, einen grossen Stein am Boden und die Yguazuwasserfälle herunterstürzen. "Die Aussenmauer ist ausgebrochen, schnell, bring den Wasserschieber!" rufe ich Peter zu. "Hol die Sandschlangen vorn bei den Eingangstüren und leg sie vor die Schlafzimmertür! Ich schiebe dann das Wasser ins Badezimmer zum Abfluss!" schreit Peter. Diese Sandschlangen habe ich genäht, damit die Frösche und sonstiges Ungeziefer nicht mehr unter der Tür durchkriechen können. Jetzt halten sie sogar das Wasser im Zaum, und Peter kann es ins Badezimmer schieben. Über Skype erzähle ich Gudrun, was geschehen ist. Sie ruft sogleich Mariano an und kommt eine halbe Stunde später mit ihm und Theo zu uns. Ich habe wirklich gedacht, die Mauer sei ausgebrochen, aber wie sich herausstellt, ist der riesige Stein, den die Arbeiter ans Plastik gebunden hatten, durch den Wind herunter ins Zimmer gefegt worden. Machen kann man nichts, nur hoffen, dass der Regen bald nachlässt. Zum Glück hat Peter alle Steckdosen und Schalter wasserdicht abgeklebt. Nur die Bodenplatten sind jetzt beschädigt, bin mal gespannt, ob die ausgetauscht werden. 
Am nächsten Tag haben wir Spanischunterricht in Caacupe. Ich erzähle Mägi sogleich von dem Missgeschick der letzten Nacht und siehe da......" Ich habe eine grosse Plane aus der Schweiz mitgebracht, die brauchen wir nicht, wenn du willst, kannst du die mitnehmen!" ...Wir sind gerettet! Die Plane hat genau die richtige Grösse, 8x10 Meter. Und es regnet weiter. Wenn es regnet, arbeitet nämlich kein Mensch in Paraguay! Die nächsten paar Tage sind genauso feucht.
Am Freitag endlich scheint die Sonne wieder, aber keiner kommt zur Arbeit. Peter wird böse und ruft Carlos an. Carlos kommt mit Mariano her, Gudrun ist auch dabei, es wird ausgehandelt, dass das Holz, das schon hier ist, erst mit dem Gift gegen Ungeziefer gestrichen wird vor der Montage. Üblicherweise wird das Holz hier erst behandelt, wenn es schon an seinem Platz auf dem Dach ist. Das kommt nicht in Frage, denn dann sind die Auflageflächen nicht behandelt! Am Nachmittag erscheinen Theo und Mario, der Sohn von Mariano, und streichen wie vereinbart das Holz.


Chaos!

Mauerwerk in PY

Danke, Mägi, für die Plane!


1 Kommentar:

  1. was ist denn an dem Dach soooooo teuer?? 105 Millionen!!!!! So teuer ist kein Dach in Paraguay....und dauert auch keine 4-6 Wochen. Holt euch doch mal einen zweiten Kostenvoranschlag ein. 105 Mio sind definitiv zu teuer. L.G. und viel Glueck. Tuxy

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