Sonntag, 29. April 2012

Schrecken in der Nacht.....oder wir lernen das Sanatorio Bautista von innen kennen

Wie jeden Abend sitzen Peter und ich am Laptop und chatten mit der halben Welt. Um 22.00 Uhr meint mein Mann, er gehe duschen. Ja, ich komme auch gleich. Da ruft er:" Ohhhh, mir ist schrecklich schwindlig, kann nicht mehr aufstehen! Ich muss erbrechen....!" Schnell das Waschbecken von der Schmutzwäsche befreien und schon kommts. Das ganze Brathähnchen, welches wir im Stock Supermarkt gekauft hatten und die Zutaten erblicken erneut das Licht der Welt! Am Boden eine Wasserlache, Peter schwitzt dermassen, dass mir Angst und Bange wird! Er sitzt wie ein Häufchen Elend auf dem Klo und spricht vom Sterben! Ach du Schei.....was mach ich denn nun, mitten in der Nacht??? das Internet!! Ich google die Symptome und stosse auf  "Just Answer", eine Seite, von welcher man online Hilfe zu allerhand Themen erhält, auch von Ärzten! Gut, in Europa ist es früher Morgen und ich werde, natürlich nicht ohne vorher 35 Euro zu bezahlen, zu einer Ärztin weitergeleitet. Ich schildere ihr die Symptome, und dass wir in Paraguay leben. Zwei Stunden warte ich auf eine Antwort. In der Zwischenzeit schleppe ich Peter, samt Wäscheeimer ins Bett, gar nicht so einfach, er wiegt über 130 kg und kann nicht alleine gehen. Endlich....... die Antwort kommt via e-mail: Es gibt drei Möglichkeiten 1. Es kann ein Virus sein  2. Man kann einen Herzanfall nicht ausschliessen 3. Eine akute Störung des Gleichgewichtsorganes. Hat ihr Mann Durchfall? Suchen sie sofort einen Arzt auf!    Hmm??,..... die ist gut! Mitten in der Nacht! Ich messe Blutdruck und Zucker, Fieberthermometer hab ich nicht dabei, aber Fieber hat er nicht, er fühlt sich kalt an. Das scheint alles normal, der Puls ist etwas hoch, aber nicht besorgniserregend. Ich beantworte ihre Fragen und gebe  ihr bekannt, dass in meiner Notfallapotheke Isoketspray vorhanden sei, ein Glyzerinmedikament fürs Herz.  Sofort 2 Hübe unter die Zunge verabreichen!!!
Nach einer halben Stunde fragt sie nach dem Befinden, ob sich etwas verändert hätte. Peter döst stöhnend vor sich hin, schwitzt nicht mehr so fest, aber sonst, alles wie gehabt. Dann könne ich warten bis der Morgen anbreche, aber dann sofort zum Arzt! Ich halte Wache und schreibe in der Zwischenzeit Thomas eine SMS, dass er am Morgen mit mir und Peter einen Arzt aufsuchen müsse. Ich schreibe auch Gudrun, meiner Freundin in San Bernardino eine SMS und sage unser Rendezvous ab. Sofort kommt eine Antwort! Nie hätte ich gedacht, dass sie mir um 03.00 Uhr antwortet! Sie steht sogar auf und setzt sich an den Pc, um mich auf Skype zu beraten und zu unterstützen, ja sie schlägt sich für mich die Nacht um die Ohren! Danke Gudrun, hat mir gut getan! Und ....oje oje, das war keine Absicht..um 04.00 Uhr steht Thomas mit seiner ganzen Familie, Lili und dem kleinen Philip, angezogen vor unserem Apartment! Er hat zufällig sein Handy blinken sehen und die Nachricht gelesen. Oh danke Thomas, Lili und Philip! Wir fahren um 08.00 Uhr zum Arzt und lassen Peter noch etwas schlafen.
Zur genannten Zeit fahren wir nach Asuncion zu Herrn Doktor Wesley Schmidt, einem Amerikaner mit 20 Jahren praktischer Erfahrung in Deutschland! Super, er spricht Deutsch! Da Peter nochmals erbrechen muss und ihm immer noch sehr schwindlig ist, überweist ihn der Arzt zur gründlichen Untersuchung für 24 Stunden    ins Mennonitenspital Sanatorio Bautista. Er fährt auch gleich dorthin und bereitet alles vor.
Ich bezahle 100000 Gs., ca. 20.-CHFr., für die Konsultation in der Arztpraxis!
Peter kommt in die Privatabteilung des Spitals, Einzelzimmer mit Kühlschrank, Fernseher mit deutschem Programm und Schlafgelegenheit für Angehörige.
Nicht selten muss jemand aus der Familie bei einem Kranken bleiben, um ihn zu betreuen, besonders in der Nacht.
Bei der Anmeldung muss auch gleich die Hälfte der ganzen Kosten entrichtet werden: 1.3 Mio Gs.  260.- Fr.
 Thomas und ich bleiben bis zur endgültigen Diagnose des Arztes um 18.00 Uhr hier und verfolgen die ganzen Untersuchungen. EKG, Ecografia etc. Peter bekommt eine Infusion gesteckt.
Diagnose: Virus, aber kein Dengue, da weder  Durchfall noch Fieber aufgetreten sind. Herz, Magen, Lunge, alles in bester Ordnung, bloss die Bauchspeicheldrüse konnte nicht untersucht, resp. gesehen werden, da sich sehr viel Luft im Bauchraum befinde.
Wir sind beruhigt,- Peter ist hundeelend!
 Ich unterrichte den Arzt über die Diabetes, er erteilt die Anweisung, 4x am Tag Blutzucker zu messen.


das Bett kann nur am Fussende verstellt werden

TV über dem Kühlschrank

Schlafgelegenheit für Angehörige

Dusche, WC


Nun gehen wir nach Hause, ich muss mit, wir haben unser Auto genommen, und hier darf keiner ein fremdes Auto fahren ohne Beisein des Besitzers!
Am nächsten Tag fahren Thomas und ich gegen Mittag ins Spital und holen Peter ab. Dr. Schmidt verordnet Bettruhe und ein Medikament gegen Schwindel. In einer Woche, das dauere etwa eine Woche, will ihn der Arzt nochmals sehen! Ich gehe die zweiten 1.3 Mio.Gs.  und die Medikamente für 190000 Gs. bezahlen. Danach wird Peter die Infusion abgenommen und im Rollstuhl zum Auto geschoben. Die gesamte Krankenakte wird mir übergeben. Wir dürfen nach Hause. Viel trinken, aber nichts mit Kohlensäure! Ok, machen wir!
Zu Hause erkundigen sich alle besorgt nach Peters befinden, auch Lilis Mutter, Brigitta, lässt beste Genesungswünsche ausrichten an Señor Pedro!
                                                               Muchas gracias!

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