Freitag, 6. September 2013

132 Jahre San Bernardino, Cordillera, Paraguay

Am 24. August 1881, nach dem Tripelallianzkrieg, wurde der Grundstein der heutigen Stadt San Bernardino von deutschen Einwanderern gelegt. Sie wurde nach dem amtierenden Präsidenten der Republik, General Bernardino Caballero, benannt. Noch heute ist das deutsche Kulturgut sichtbar, und eine grosse Anzahl der Einwohner tragen typisch deutsche Nachnamen,wie Kiese, Naumann und Förster. Unser Elektriker z.B. heisst Haudenschild, spricht aber kein Deutsch. Sein Grossvater wanderte von der Schweiz nach Argentinien aus, der Vater dann nach Paraguay ein.

Presidente Bernardino Caballero

Die Stadt liegt am einst schön blauen Ypacaraisee, ungefähr 45 km von Asuncion entfernt. Lange Zeit galt sie als reine "Sommerstadt" und hatte in den Monaten Dezember bis Februar  Hochkonjunktur.  Die reichen Asuncioner haben hier ihre Wochenend- und Ferienvillen zur Erholung am See gebaut. Heute jedoch ist die Stadt "Sanber" das ganze Jahr ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Leider ist im letzten Jahr der mythische, blaue Ypacaraisee kontaminiert. Blaualgen entwickelten sich in Windeseile, so dass das Gesundheitsministerium ein Badeverbot erlassen musste. Abwassersünder wurden gesucht und auch gefunden. Schlachtereien, Gerbereien und weitere Industriezweige liessen ihre Abwässer einfach in den See laufen. Man kann sich vorstellen, was da bei 45° im Sommer geschehen musste!! Bis heute hat man dieses grosse Umweltproblem nicht im Griff . Das Badeverbot ist zwar aufgehoben, aber der nächste Sommer kommt bestimmt! Das Trinkwasser der Stadt  ist dermassen mit Chemikalien versetzt, dass meine Freundin Gudrun, sie hat eine Chlorallergie, sich nicht mehr mit dem Wasser duschen kann. Als sie den Fischteich reinigte und dann Wasser aus der Leitung zulaufen liess, waren am nächsten Morgen alle Fische tot. Wir beziehen unser Wasser nicht aus Sanber, sondern von Altos, das etwas höher als San Bernardino liegt. So ist es naheliegend, dass wir unsere Freunde mit unserem Wasser versorgen, jedenfalls mit Trinkwasser für ihre 5 Hunde. Unser Trinkwasser wird jeden Dienstag per Lastwagen geliefert in 20 l Behältern zu 10000 Guaranies.
Doch nun zurück zur Geburtstagsfeier.
Das Datum der Feierlichkeiten fiel dieses Jahr auf einen Samstag. Schon morgens um 5 Uhr beginnt das Fest mit einem Feuerwerk. Wir waren natürlich nicht mit dabei, das war uns dann doch zu früh. Aber so gegen 10 Uhr gehen wir ja jeden Samstag auf den Agromuni (Agromercado de la Municipalidad). Hier treffen wir unsere Freunde, Isa und Hans, den Produzenten von TV Tucangua, dem einzigen ,deutschen TV-Sender in Paraguay, dann Eva und Michael, Klaus und Tanja, Brigitte und Hanspeter, ab und zu kommen auch Mägi und Martin Gemüse kaufen und noch viele andere, nette Leute. In gemütlicher Runde wird getrunken, gegessen und natürlich geplaudert.
Heute steht der Markt nicht auf seinem gewohnten Platz, sondern auf dem Rasen dahinter. Es gibt einen Umzug, eine Menge Menschen stehen bereit und säumen die Strasse. Fliegende Händler bieten ihre Waren an von Zuckerwatte bis zu Hüten und Handschuhen!!! ( es ist kalt und regnerisch, der kälteste Winter seit 9 Jahren). Ich stelle mich an den Strassenrand und hoffe, etwas von dem Umzug in meine Kamera zu bannen.


..auf dem Markt sind nur wenig Kunden, ....


..am Strassenrand um so mehr!

..die Ehrentribüne mit Stadtpräsident Zubizarreta im Cowboyhut

WOW..die Schweizerfahne!

Sämtliche Schulen marschieren in ihren schmucken Uniformen, die Lehrerinnen in Highheels, an dem interessierten Publikum vorbei. Dazu werden Pauken und Trommeln geschlagen, vor der Ehrentribüne wird jeweils angehalten und gegrüsst. Sieh da, sogar eine Schweizerfahne "läuft" mit! Es gibt in San Bernardino ungefähr dreissig Schulen, eine davon ist die Johann Heinrich Pestalozzi Schule.
Das "Casa Hassler", heute befindet sich eine Bibliothek darin, wurde nach dem berühmten Genfer Botaniker, Emile Hassler, benannt, der sich in San Bernardino längere Zeit aufhielt, um die Flora Paraguays zu erforschen.
3 volle Stunden dauert der Umzug und es wird immer kälter!


...allerlei Krimskram....

..Schmuck von Indios....

"Chipa, Chipa! Chipa rica!"

Hüte, Handschuhe, Mützen

Ahh..unser Gärtner, Javier, ist auch da!

Um 14.00 Uhr findet ganz in der Nähe unserer Freunde eine Jineteada (wilde Reiterspiele) statt. Das wollte ich mir schon lange einmal ansehen! Heute jedoch ist das Wetter so schlecht, es regnet in Strömen, dass wir beschliessen,  nach Hause zu fahren.



"Mein" Baum im abendlich geröteten Himmel

http://nachrichten.com.py/                             http://sanbernardino.gov.py/tour-360/     

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