Dienstag, 24. September 2013

"Unwetter"

Als wir das erste Mal hier in Paraguay waren, es war August, Ferienzeit in Europa, waren wir erstaunt, dass man hier im Winter Temperaturen von bis 30° vorfindet. Ich erinnere mich, dass wir keinen einzigen Tag eine Jacke tragen mussten und nur sommerlich gekleidet in den hierzulande üblichen "Badelatschen" herum liefen. Im letzten Jahr dann hatten wir Besuch aus der Schweiz, fast jeden Tag vergnügten wir uns im Pool zur Abkühlung. Dieses Jahr, nun, war alles anders. Im Juli wurde es bitter kalt! In der Nacht sank die Temperatur unter Null. Rauhreif am Morgen auf unserem Rasen. Meine Orchideen, oje, werden die das überleben? " Ja, die halten schon etwas aus",beruhigte mich Gudrun,    " wenn die Temperatur in der Nacht nicht allzu  lange unter Null ist, werden die das aushalten!" Erst gerade hatte ich nämlich die erste Blüte entdeckt, ein wunderschönes Lila. Die grösste Bananenstaude hatte ihren ersten Blütenstand gerade ausgebildet. 


...ohhh die erste Blüte!


sie blüht, die Erste!

...brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr....

Rauhreif!

fast wie Schnee

Die Nächte waren bitter kalt, ich schlief in Jacke und dicken Socken! Unser Ofen kam  zum Einsatz und die Klimaanlagen liefen 24 Stunden auf "HEAT". ( Ich "freue" mich schon auf die Stromrechnung!!)
Und, es kam, wie es kommen musste.......die Blätter der Bananenstauden wurden nach ein paar Tagen braun, der junge Mangobaum verfärbte sich verdächtig, die Mammonfrüchte schrumpften am Stamm und die Blätter der Papageienblume verwandelten sich in ein hellbraunes Etwas..........erfroren!  Den Orchideen hat die Kälte nicht geschadet, und das Avocadobäumchen scheint als einziger Baum dem Winter erfolgreich getrotzt zu haben.
Jeden Tag betrachte ich den Mangobaum, suche neue Knospen zu entdecken und rede ihm gut zu, dass er sich doch erholen möge. Die Bananenernte, die so erfolgversprechend  begonnen hatte, fällt dieses Jahr aus. Leider!
Zu meiner und besonders Peter`s Freude haben unser Gemüsegarten und die Tomatenpflänzchen keinen Schaden davon getragen. Mein ganzer Stolz ist der Knollensellerie! Von Christian habe ich Setzlinge erhalten, eine Seltenheit in Paraguay. Der erste Spinat wurde in Form von Salat und als Blattspinat mit Käse genüsslich verspeist.


unser Freund Christian, 80 Jahre alt, aus Grabs SG , seit über 30 Jahren in Paraguay

..und sein liebevoll angelegter Gemüsegarten

Der August verhielt sich ähnlich wie der Juli. Neben wunderbar warmen Tagen mit über 30° fiel eine Menge Regen, was aussergewöhnlich ist, da die Regenzeit eigentlich im Sommer ist, folgten Tage und besonders Nächte mit Eiseskälte.
" Dieses Jahr gibt es den kältesten September seit Jahren!" verkündete Carlos eines Tages. Naja, warten wir mal ab. Die Woche vor dem Frühlingsanfang am 21. September war jedenfalls entgegen allen Wettervorhersagen schön und warm. 
21. September 2013: Ein warmer Tag, etwas bewölkt. Abends sind wir bei Sommerlads zum Abendessen. Wir sitzen im Quincho unter dem Ventilator und wollen eigentlich um 20.00 Uhr nach Hause, doch unser angeregtes  Gespräch zieht sich in die Länge. Da kommt plötzlich Wind auf, und es beginnt zu regnen. Die Hunde werden unruhig! Der Regen wird heftiger.....und ....ein entferntes Geräusch, ähnlich dem Brummen eines Flugzeugs...............dann ein Knallen und Donnern!  Hagelkörner in der Grösse eines Tennisballs fallen mit über 200 km/h vom Himmel! Nur die ersten Körner sind so gross, die Folgenden haben die Grösse von Golfbällen, nur flacher! Du meine Güte unser Auto! Der arme Idefix schläft im Auto, das unter freiem Himmel steht! Machen kann man nichts, uns bleibt nur abzuwarten und die Hunde zu beruhigen. Unheimlich das laute Knallen! Nach ungefähr einer Viertelstunde ist alles vorbei! Wir genehmigen uns erst einen Whiskey, dann verabschieden wir uns, um nach Idefix und dem Auto zu sehen und gleich nach Hause zu fahren. 


..ui ui ui...



Der Schaden am Auto ist erheblich,  Idefix ist wohlauf und freut sich ,schwanzwedelnd, uns zu sehen!
Zum Glück haben wir eine Vollkaskoversicherung. Doch, wie sieht es wohl bei uns zu Hause aus???
Unser Haus steht ca. 3 km Luftlinie entfernt von der Villa Sommerlad!
Ohhhhhhhh Wunder.........kein einziges Hagelkorn ist hier vom Himmel gefallen, alles ist so, wie wir es verlassen hatten! Gott sei Dank!
Am nächsten Tag vernehmen wir, dass die umliegenden Städte und Dörfer schwer getroffen worden sind, und das Unwetter grossen Schaden angerichtet hat.
Bei uns fällt bloss für 15 Stunden der Strom aus!

Überstanden!



eben stehen die gelben Lapachos in voller Blüte

Freitag, 6. September 2013

132 Jahre San Bernardino, Cordillera, Paraguay

Am 24. August 1881, nach dem Tripelallianzkrieg, wurde der Grundstein der heutigen Stadt San Bernardino von deutschen Einwanderern gelegt. Sie wurde nach dem amtierenden Präsidenten der Republik, General Bernardino Caballero, benannt. Noch heute ist das deutsche Kulturgut sichtbar, und eine grosse Anzahl der Einwohner tragen typisch deutsche Nachnamen,wie Kiese, Naumann und Förster. Unser Elektriker z.B. heisst Haudenschild, spricht aber kein Deutsch. Sein Grossvater wanderte von der Schweiz nach Argentinien aus, der Vater dann nach Paraguay ein.

Presidente Bernardino Caballero

Die Stadt liegt am einst schön blauen Ypacaraisee, ungefähr 45 km von Asuncion entfernt. Lange Zeit galt sie als reine "Sommerstadt" und hatte in den Monaten Dezember bis Februar  Hochkonjunktur.  Die reichen Asuncioner haben hier ihre Wochenend- und Ferienvillen zur Erholung am See gebaut. Heute jedoch ist die Stadt "Sanber" das ganze Jahr ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Leider ist im letzten Jahr der mythische, blaue Ypacaraisee kontaminiert. Blaualgen entwickelten sich in Windeseile, so dass das Gesundheitsministerium ein Badeverbot erlassen musste. Abwassersünder wurden gesucht und auch gefunden. Schlachtereien, Gerbereien und weitere Industriezweige liessen ihre Abwässer einfach in den See laufen. Man kann sich vorstellen, was da bei 45° im Sommer geschehen musste!! Bis heute hat man dieses grosse Umweltproblem nicht im Griff . Das Badeverbot ist zwar aufgehoben, aber der nächste Sommer kommt bestimmt! Das Trinkwasser der Stadt  ist dermassen mit Chemikalien versetzt, dass meine Freundin Gudrun, sie hat eine Chlorallergie, sich nicht mehr mit dem Wasser duschen kann. Als sie den Fischteich reinigte und dann Wasser aus der Leitung zulaufen liess, waren am nächsten Morgen alle Fische tot. Wir beziehen unser Wasser nicht aus Sanber, sondern von Altos, das etwas höher als San Bernardino liegt. So ist es naheliegend, dass wir unsere Freunde mit unserem Wasser versorgen, jedenfalls mit Trinkwasser für ihre 5 Hunde. Unser Trinkwasser wird jeden Dienstag per Lastwagen geliefert in 20 l Behältern zu 10000 Guaranies.
Doch nun zurück zur Geburtstagsfeier.
Das Datum der Feierlichkeiten fiel dieses Jahr auf einen Samstag. Schon morgens um 5 Uhr beginnt das Fest mit einem Feuerwerk. Wir waren natürlich nicht mit dabei, das war uns dann doch zu früh. Aber so gegen 10 Uhr gehen wir ja jeden Samstag auf den Agromuni (Agromercado de la Municipalidad). Hier treffen wir unsere Freunde, Isa und Hans, den Produzenten von TV Tucangua, dem einzigen ,deutschen TV-Sender in Paraguay, dann Eva und Michael, Klaus und Tanja, Brigitte und Hanspeter, ab und zu kommen auch Mägi und Martin Gemüse kaufen und noch viele andere, nette Leute. In gemütlicher Runde wird getrunken, gegessen und natürlich geplaudert.
Heute steht der Markt nicht auf seinem gewohnten Platz, sondern auf dem Rasen dahinter. Es gibt einen Umzug, eine Menge Menschen stehen bereit und säumen die Strasse. Fliegende Händler bieten ihre Waren an von Zuckerwatte bis zu Hüten und Handschuhen!!! ( es ist kalt und regnerisch, der kälteste Winter seit 9 Jahren). Ich stelle mich an den Strassenrand und hoffe, etwas von dem Umzug in meine Kamera zu bannen.


..auf dem Markt sind nur wenig Kunden, ....


..am Strassenrand um so mehr!

..die Ehrentribüne mit Stadtpräsident Zubizarreta im Cowboyhut

WOW..die Schweizerfahne!

Sämtliche Schulen marschieren in ihren schmucken Uniformen, die Lehrerinnen in Highheels, an dem interessierten Publikum vorbei. Dazu werden Pauken und Trommeln geschlagen, vor der Ehrentribüne wird jeweils angehalten und gegrüsst. Sieh da, sogar eine Schweizerfahne "läuft" mit! Es gibt in San Bernardino ungefähr dreissig Schulen, eine davon ist die Johann Heinrich Pestalozzi Schule.
Das "Casa Hassler", heute befindet sich eine Bibliothek darin, wurde nach dem berühmten Genfer Botaniker, Emile Hassler, benannt, der sich in San Bernardino längere Zeit aufhielt, um die Flora Paraguays zu erforschen.
3 volle Stunden dauert der Umzug und es wird immer kälter!


...allerlei Krimskram....

..Schmuck von Indios....

"Chipa, Chipa! Chipa rica!"

Hüte, Handschuhe, Mützen

Ahh..unser Gärtner, Javier, ist auch da!

Um 14.00 Uhr findet ganz in der Nähe unserer Freunde eine Jineteada (wilde Reiterspiele) statt. Das wollte ich mir schon lange einmal ansehen! Heute jedoch ist das Wetter so schlecht, es regnet in Strömen, dass wir beschliessen,  nach Hause zu fahren.



"Mein" Baum im abendlich geröteten Himmel

http://nachrichten.com.py/                             http://sanbernardino.gov.py/tour-360/     

Montag, 12. August 2013

Fast zwei Monate sind vergangen

Wie doch die Zeit vergeht! Schon sind wieder fast 2 Monate ohne Eintrag in meinem Blog vergangen. Ja, unser Dach ist fertig! Genau am 28. Juni, einen Tag vor Peter`s Geburtstag ist es Wirklichkeit geworden! Schön sieht es aus, aber.... Himmel, Arsch und Zwirn.......da fehlen noch etwa 25 so Winkeleisen, die die Dachbalken zusammenhalten sollen! "Für 250000Gs. montiere ich die, wir haben diejenigen festgemacht, die da waren!" so Mariano! Das ist doch der Gipfel! Er hat uns den Kostenvoranschlag für das ganze Dach gemacht. Ich habe schon damals gedacht, das sei  unheimlich schnell gegangen, ob er wohl auch alles mit einbezogen habe? Mit dem Rechnen habens die Paraguayos nicht so recht. Wenn ich z.B. ein Kilo Eis hole für 35000Gs. nimmt das Mädchen tatsächlich den Rechner zu Hilfe, um herauszufinden, wieviel sie mir zurückgeben muss, wenn ich mit 100000Gs. bezahle! Ok, die Winkeleisen sind nicht absolut notwendig, das Dach hält auch so, weil nur zwischendurch einige fehlen.


...die Leiter ist viel zu kurz, deshalb werden einige Holzpflöcke druntergeschoben!!! Wenn das mal gut geht....


Wenn eine Arbeit getan ist, lädt man hier in Paraguay die Arbeiter zum Asado ein! Schon ein paar Wochen vorher, bespreche ich das mit Mariano. Wir legen den Termin auf Dienstag, den 25. Juni fest. "Wieviele deiner Leute werden kommen, und wieviel Geld brauchst du?" frage ich Mariano. Geld deshalb, weil die Arbeiter  das Fleisch selber einkaufen. "Macht deine Frau Sopa und Mandioca?"  "Ja, du musst nichts machen, wir bringen alles mit, señora!" Gut, wir müssen nur genug Bier besorgen! Noch am Tag davor sagt Mariano, dass sieben seiner Leute kommen werden. Gudrun, Carlos, Beate und Stefan sind auch eingeladen, da ja Stefan unseren Schornstein abgedichtet hat! Ich bereite einen gemischten Salat zu und harre der Dinge, die da kommen sollen! Fazit: Von seinen 7 Leuten kommen nur drei, Sopa und Mandioca sind auch nicht da! Die andern Männer seien am Arbeiten, sagt er. Warum seine Frau keine Sopa und keinen Mandioca zubereitet hat, wage ich nicht zu fragen und tische eben Brötchen auf. Die costillas sind wie gewöhnlich steinhart, ich bringe nichts klein mit meinen Zähnen, deshalb kriegt Idefix meinen Teil und ich begnüge mich mit Würstchen!


typisches Asado mit jeder Menge Fleisch


Fleisch, Wurst, Salat und Brötchen....


...nach dem Stress braucht man etwas Ruhe....
Das war geschafft! Dann kam Peter`s Geburtstag. Gudrun macht Paella, weil mein Mann die so liebt. Ich backe Kuchen.

Happy birthday, Peter!

...mmhmmmm...lecker!

Mahlzeit!

Martin in Fahrt!

Am Sonntag laden wir unsere Freunde, die Familie Sommerlad ins "Café Frances" ein! Es gibt grilliertes Hähnchen, Schwein und Rind vom heissen Stein! Super lecker, wie immer.


Geburtstagstisch im Café Frances


Im Juli entdecke ich eine Blüte an meiner grössten Bananenstaude! Toll, es gibt eigene Bananen!


Wow..eigene Bananen!

Dann gibt es plötzlich einen Kälteeinbruch! In der Nacht fallen die Temperaturen knapp unter Null. Morgens hat es Rauhreif auf dem Gras. Fehlt nur noch der Schnee! Ich bange um meine Orchideen und Bananen. Gudrun meint, die würden die Kälte aushalten, es dürfe nur nicht mehrere Stunden Minusgrade haben. Ein paar Tage später sehe ich die Bescherung. Bananen, Mammon, Papageienblume und der Rasen haben oben braune Blätter. Doch die erholen sich . Tagsüber steigen die Temperaturen wieder auf fast 30° an der Sonne.
Mägi fliegt für fünf Wochen in die Schweiz, Martin, unser Metzger hat eine Menge Aufträge zu erledigen, deshalb findet unser Spanischunterricht nicht regelmässig statt. Wir haben Zeit, uns um unseren Garten zu kümmern. Da ist ja noch die Wurzel von dem gefällten Baum zu entfernen.

..das Ding ist steinhart!
Wie könnte es auch anders sein, beim Versuch mit allen Mitteln, Motorsäge, Axt und Bohrer, Feuer und Benzin, hackt sich der Peter ins Bein! Ich wasche die Wunde mit Alkohol und Jod aus und verbinde sie. Trotzdem fahren wir mit Gudrun am Abend in die Urgencia, wo Peter eine Tetanusspritze und ein Rezept für Antibiotika und Inflammatorio verpasst kriegt. Später fahren wir dann doch noch nach Asu zu Dr. Schmidt, da die Wunde nur sehr langsam heilen will. Kein Wunder, denn die Ratschläge, Bein hochlagern , Ruhe und Salzbäder werden nicht befolgt!!!

Die Wurzel hat dann doch so nach und nach ihren Widerstand aufgegeben und Peter konnte Erde auffüllen. Auf dem Markt lernen wir Susanne und Roland Burger von der Reserva Ecologica in Caacupe kennen. Sie bereiten Tierra preta, die sogenannte schwarze Erde aus dem Amazonasgebiet zu. Aus Kohlestaub, Gartenabfällen und Dung entsteht eine wunderbar schwarze Erde, die man für alle Pflanzen benützen kann. Wir fahren hin und besorgen uns 100kg davon. Nun wachsen in meinen Hochbeeten Spinat, Stangensellerie, Knoblauch, Melonen und Gurken, und das im Winter!
Ich entdecke dabei auch die Steine, die ich mir für meinen Kaktusgarten wünsche! Mägi wird sich freuen, wenn ich ihr das erzähle, sie möchte nämlich die gleichen Steine für ihre Kakteen.


Mägis Orchidee

..meine Orchidee




Donnerstag, 4. Juli 2013

Regenwetter

Schon wieder sind fast drei Wochen vergangen, und wir warten immer noch auf die Fertigstellung unseres Daches. 4 - 6 Wochen solle es dauern, sagte damals Mariano. Weit gefehlt! In einer Woche sind drei Monate vergangen, das Dach ist immer noch nicht ganz fertig. Viel fehlt ja nicht mehr, nur eine Seite vom Quincho müsste noch gedeckt werden, aber es regnet und regnet.....


ein gewöhnlicher Regentag.....


 Gut! Aber wenigstens könnte man doch mal innen die Wände fertig streichen und die ganzen Lampen wieder an ihren Platz bringen, damit wir unsere Möbel aus den hinteren Zimmer rausholen könnten. Nein, erst müssten die Mauern ganz ausgetrocknet sein, sagte mir Mariano. Na, dann müssen wir eben auf bessere Zeiten warten, sprich auf schöneres Wetter. Mittlerweilen ist nämlich der Winter eingekehrt. Ein Regentag folgt auf den andern, was eigentlich ungewöhnlich ist, denn die Regenzeit ist im Sommer, und es ist kalt geworden, so um die 12 - 15°. Heute beim Spanischunterricht hatte Mägi tatsächlich ihr Cheminee eingeheizt! Am Abend, bei Gudrun und Claus, erwärmten drei Kerzen auf der festlich gedeckten Tafel das Ambiente, und bei mir kam fast ein wenig Weihnachtsstimmung auf!


..ist es schon Weihnachten?

 Beim gemütlichen Plaudern, fragte Gudrun: " In Spanien haben alle Häuser einen Namen, wird euer Haus auch einen Namen erhalten?" Ja, daran hab ich auch schon gedacht, denn im Condominio haben fast alle Häuser einen Namen, z.B. Casa Hilda, Casa de la virgen etc. Irgendwas mit Tukan, denn mein Tukan hat immer noch keinen festen Platz gefunden und hängt traurig unter dem Strohschirm neben dem Swimmingpool. Wir werden uns mit Hilfe von Lili einen Namen auf Guarani einfallen lassen!
Nächste Woche soll übrigens, laut Wetterbericht, das Wetter besser werden. Dann wird unser Dach doch noch vor dem Geburtstag von Peter fertig, wer weiss!

Freitag, 31. Mai 2013

Herbst

Uii ui, schon ist wieder eine ganz schön lange Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag. Der Herbst ist angebrochen, die Nächte werden empfindlich kalt, die Tagestemperaturen steigen so ungefähr auf 23°. Tagsüber weht ein kräftiger Wind und es regnet öfters. Natürlich ist unser Dach noch immer nicht fertig, wir sind ja in Paraguay.


..natürlich regnets überall rein!!.....


 Vor 2 Wochen wollten sie fertig sein, aber da kam eine Woche Regen dazwischen. Wie man weis, arbeitet bei Regen niemand in Paraguay. In  diesen Regentagen geniessen wir jeweils unsere Ruhe, froh darüber, wieder mal unbeobachtet zu frühstücken und unser normales Leben zu leben.  Rings um uns ist immer noch Chaos, besonders wenn es wieder mal reingeregnet hat, aber man gewöhnt sich daran. Kochen tun wir nur abends für Idefix, dann fahren wir zu Sommerlads zum Abendessen, wo wir mit guten Gesprächen den Abend verbringen. Gestern war Stefan Jonas da und hat ein grosses Stück Stahlblech auf unseren Kamin montiert, dass es nun nicht mehr in den Ofen regnen kann. Heute morgen hab ich den Schock meines Lebens gekriegt, als ich zusehen musste, wie die Arbeiter den oberen Teil der Glasfront entfernten. Ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen wurde das Täfer, woran die Scheibe fixiert war, weggesägt und anschliessend heruntergeholt. Ich konnte nicht zusehen, habe auch nichts klirren gehört, also ist es gut gegangen. Meine Güte, es ist sehr gewöhnungsbedürftig, wie sie da oben mit nackten Füssen wie Affen auf den Balken herumturnen, vollkommen ungesichert und furchtlos!



..wenn das mal gut geht......





Der Herbst gilt auch als triste Jahreszeit. Hier aber stehen  die ersten Lapachobäume in prächtig rosafarbener Blüte! Die Tulpenbäume entfalten schon vereinzelt ihre grossen, orangeroten Blumen. 
Da ereilte uns die Nachricht vom Tod eines unserer Freunde. Ralph war abends mit dem Motorrad unterwegs nach Hause, als er einen Bus überholen wollte, der gerade am Wegfahren war. Er rutschte aus, fiel hin und in dem Augenblick überrollte ihn der Bus. Er erlag seinen Verletzungen im Spital. Nun werden hier in Paraguay die Verstorbenen innert 24 Stunden beerdigt. Gudrun und Carlos waren die ganze Nacht und den nächsten Morgen beschäftigt mit übersetzten, organisieren , Papierkram mit Polizei, Staatsanwaltschaft und Botschaft erledigen und Herrn Pfarrer Ricardo Becker zu fragen, ob er zu einer Abdankungsfeier von Asuncion nach Caacupe kommen könne. Er war sofort dazu bereit, und die Feier fand am Nachmittag statt. Dank facebook, Skype und Telefon waren sehr viele seiner Freunde  da, um von einem lieben, hilfsbereiten Menschen und Freund Abschied zu nehmen.
Ein paar Tage später ruft Lili ganz aufgelöst bei Gudrun an und sagt, ihr Vater sei im Spital auf die Intensivstation überwiesen worden. Lili ist unsere empleada und alle 2 Wochen kommt sie, um uns unsere Hände und Füsse zu pflegen. Sie ist Paraguayerin, ein ganz liebes und immer fröhliches Mädchen, 28 Jahre alt. Nicht sehr gross, dafür aber umso fleissiger. Mit der modernen Technik, wie Staubsauger, hat sie nichts am Hut, das kennt sie nicht. Ihr Vater war Brunnenbauer und hatte deswegen immer Probleme mit seiner Lunge. Wir haben uns grosse Sorgen gemacht, und wirklich wurde der Vater dann am folgenden Nachmittag von seinen Schmerzen erlöst. Am Abend wurde er in einem gemieteten Salon aufgebahrt. Wir fuhren mit Gudrun hin, drückten Lili, ihrer Mutter und ihrer Schwester unser Beileid aus und nahmen Abschied von dem Verstorbenen. Am nächsten Tag kam wieder Pfarrer Becker aus Asuncion, hielt die Abdankungsrede in dem Salon und liess es sich nicht nehmen, bei strömendem Regen auf den Friedhof mitzufahren und nochmals tröstende Worte für die sehr kleine Trauergemeinde zu sprechen.
Ricardo Becker ist der evangelische Pfarrer, der für San Bernardino zuständig ist. Jeden zweiten Sonntag kommt er aus Asuncion in unsere kleine Kirche. Nicht selten ist auch Betty, seine Frau, und eines seiner beiden Kinder dabei. Er ist Pfarrer mit Leib und Seele und ein wahrer Christ. Er ist da, wenn er gebraucht wird, fragt nicht nach Konfession, macht alles völlig selbst- und kostenlos! Da könnte sich manch katholischer Priester ein Beispiel nehmen.


Idefix und seine Freundin Lili


Mittwoch, 24. April 2013

Arbeitssicherheit

Die erste Etappe unseres Daches ist fast abgeschlossen. Das heisst, die Wände in den hinteren Zimmern müssten noch gestrichen  und die beschädigten Bodenplatten ausgetauscht werden. Da aber oben zum Gang noch eine Lücke klafft, kann ich vergessen, dass nun die Möbel und der ganze Krempel in die "fertigen" Zimmer geschafft werden können. Auch die Türrahmen sind cupiibefallen und müssen durch neue ersetzt werden. Unser Bett bleibt somit im Wohnzimmer vorne, da nun unser Schlafzimmer an der Reihe ist. Zum Glück können wir wenigstens das Gästebad benutzen. Fleissig reissen die Arbeiter die Dachziegel, den Mörtel, die Membrane und das Unterdach herunter. Sie schnattern dazu und lachen.....da....ein Steinregen fällt plötzlich auf meine Küchenmöbel!! "Nein, halt, so geht das nicht!!! Die demolieren meine ganze Kücheneinrichtung!" sage ich zu Peter. Wir hatten ausgemacht, dass erst der Schlafbereich fertig gestellt werden solle, und erst danach der Wohnbereich mit der Küche. Ich sage Mariano, dass das nicht so weitergehen könne, da müsste erst ein provisorisches Zwischendach zum Schutz meiner Küche errichtet werden. Er organisiert sofort ein paar Sperrholzplatten, die den Küchenbereich auch ziemlich gut abdecken. Da kann es ja weitergehen.

..vorher....

....nachher....
Sie sind fleissig, unsere Arbeiter! Doch, als ich einmal einen Tag beim Zahnarzt war, erzählte mir Peter, dass einer unserer Arbeiter, Alfredo, Unfall gemacht habe. Er hat nicht bemerkt, wie es geschehen ist, jedenfalls hatte Alfredo plötzlich eine grosse, klaffende Wunde am Bein. Peter hat sie dann desinfiziert, Wundheilsalbe draufgemacht und notdürftig, mangels Verbandmaterial, mit einem seiner Unterhemden verbunden. In die Urgencia konnte er ja nicht, da ich mit dem Auto unterwegs war. Am nächsten Tag wollte ich die Wunde sehen. Ja, sieht gut aus, keinerlei Rötungen an den Wundrändern. Nochmals Salbe drauf und neu verbinden, diesmal richtig. Jeden Tag frage ich Alfredo nach dem Befinden seines Beines, die Salbe durfte er dann behalten, damit er übers Wochenende selber verbinden kann. " Muy bien, Señora, muchas gracias!" seine tägliche Antwort.
Von nun an bemüht er sich, immer alles schön sauber zu machen und auch unsere Bodenplatten abzudecken, damit nicht noch mehr zerschlagen werden.
Unsere SUVA in der Schweiz ( Schweizerische Unfall VersicherungsAnstalt für Betriebe, für meine "ausserschweizerische" Lesergemeinde) hätte ihre helle Freude an der Arbeitsweise hier in Paraguay.
Da werden Lampen abmontiert, das Kabel hängt von der Decke, ohne den Strom abzuschalten und ohne das Kabelende zu isolieren. Mangels eines Steckers werden die Kabel direkt in die Löcher der Steckdose gesteckt....und... und...und

"Stecker"a la PY...


..mit nackten Füssen klettert man auf dem Dach herum....

...!!!!...

..mein Schlafzimmer...ui ui ui.....

Strommast nach Art von Paraguay!

..hoch oben auf dem Dach....

Gerüst

Nach all den gefährlichen Sachen schreitet aber unser neues Dach voran. Ich hab auch schon jemanden gefunden, der unsere alten Ziegel gut gebrauchen kann. Ein Kinderheim in Piribebuy, aber davon ein anderes Mal.
Noch was für meine Freundinnen zu Hause: Peter ist gerade auf dem Nachbargrundstück und beobachtet, wie der Ziegelhaufen wächst, als er plötzlich laut sagt:" Bring mal schnell die Kamera, das muss ich knipsen!"

Oh......meine 2. Schlange....1.3m......

..ist die nun giftig, oder doch nicht?...
Ich frage gleich Alfredo, ob die Schlange giftig sei: "Siiiii, señora, muy peligroso!" Ja klar, für die Einheimischen sind alle Schlangen  hochgefährlich, und jede wird gleich totgeschlagen. Diese hier wird von Peter gerettet. Ich glaube nicht, dass die giftig ist, da bei ihr das rot auf schwarz trifft und nicht, wie bei der hochgiftigen, texanischen Korallenotter rot auf weiss.
Nun aber zum Schluss noch ein wunderschönes Bild von einem Kolibri, wie sie bei mir um die Santa Rita Blüten schwirren. (Bougainvilleas)